Barkawitz | 2 Gruselromane | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 177 Seiten

Barkawitz 2 Gruselromane

Blutmühle, Golemrache
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96465-100-6
Verlag: Elaria
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Blutmühle, Golemrache

E-Book, Deutsch, 177 Seiten

ISBN: 978-3-96465-100-6
Verlag: Elaria
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Inhalt dieses E-Books entspricht ca. 176 Taschenbuchseiten Golem Rache Was geschieht, wenn ein Magier, eine bedrohte Schönheit und zwei skrupellose Schurken aufeinandertreffen?  Und welche Rolle spielt ein unheimliches Wesen, das definitiv kein Mensch ist?  Ein Kurzroman aus der Welt europäischer Legenden und Überlieferungen. Blutmühle Das Grauen wird größer ... ... als die beiden Handwerksgesellen Christian und Leberecht eine einsame Mühle erreichen. In den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg ist das Land ausgeblutet, und die Freunde irren zwischen Leichenfeldern umher. Als sie eine schöne Witwe treffen, scheint sich ihr Schicksal zum Besseren zu wenden. Aber dann erkennen Christian und Leberecht, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Welches unaussprechliche Geheimnis verbirgt sich hinter den Mauern der Blutmühle? Der Autor Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk.  Er gehörte u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind fast dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen. Aktuelle Informationen, ein Gratis-E-Book und einen Newsletter gibt es  auf der Homepage: Autor-Martin-Barkawitz.de

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2
Weihrauchdämpfe drangen in die Nase des alten Mannes. Doktor Samuel wusste, dass die Christen in ihren Gotteshäusern gerne Räucherwerk verbrannten. Aber in diesem Beinhaus hatte er eigentlich solche Gerüche nicht erwartet. Die Friedhofskapelle in dem verträumten Ort Sedlec war alles andere als ein gewöhnlicher Anbetungsort. Sie wurde nicht umsonst Knochenkirche genannt, denn der Sakralraum und sämtliche Ornamente des Gotteshauses bestanden aus menschlichen Knochen und Totenschädeln, die zu bizarren Kunstwerken zusammengefügt worden waren. Doktor Samuel schritt langsam vorwärts, wobei der Saum seines schwarzen Kaftans den Steinboden berührte. Der Greis betrat zum ersten Mal in seinem langen Leben diese Totenstätte. Und doch fand er den genauen Verabredungsort auf Anhieb. Graf Ludwig wollte sich vor dem Wappen der Fürstenfamilie Schwarzenberger mit Doktor Samuel treffen. Diese Nachricht hatte den alten jüdischen Mystiker durch einen verschwiegenen Boten im Prager Ghetto erreicht, und er war von einer schwarzen Kutsche mit verhangenen Fenstern hierher gebracht worden. Doktor Samuel fragte sich, was der jüngste Sprössling einer der bedeutendsten Adelsfamilien der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie von ihm wollte. Und weswegen Graf Ludwig einen so melodramatisch anmutenden Treffpunkt gewählt hatte. Doch einstweilen war Doktor Samuel offenbar allein in der gotischen Kapelle, die von zahlreichen Kerzen in Knochenlüstern in ein geheimnisvolles Licht getaucht wurde. Und solange der weise Mann über den Grund seines Besuchs nur spekulieren konnte, betrachtete er eingehend das Wappen der Schwarzenberger. Es wurde von einer Reichskrone geziert, die ebenfalls aus menschlichen Gebeinen bestand. Das knöcherne Symbol dieser Reichsgrafen-Dynastie verkörperte nach Doktor Samuels Meinung sowohl große irdische Macht als auch unabwendbare Vergänglichkeit. Gewiss, die Schwarzenberger gehörten zu den tonangebenden Geschlechtern der Donaumonarchie, waren noch einflussreicher als die Familie, aus der Graf Ludwig stammte. Aber was nutzte ihnen diese Machtfülle, wenn sie in der Todesstunde nicht mehr ins Jenseits hinüber retten konnten als ein nackter Bettler? „Ich hatte dich mir älter vorgestellt.“ Doktor Samuel drehte sich um, nachdem dieser halblaute Satz gefallen war. Sein Gegenüber war ein blasser blonder Hänfling in einer Uniform der kaiserlichen Leibgardereiter. Graf Ludwig wirkte so kindlich, als ob er sich die martialische Montur von seinem Bruder ausgeliehen hätte. Aber so etwas hatte ein österreichischer Adliger natürlich nicht nötig. Und der weise Mann wusste, dass er den Bengel auf keinen Fall unterschätzen durfte. Graf Ludwig konnte Doktor Samuel so leicht töten wie ein Habicht eine Maus. Doktor Samuel lächelte und verneigte sich vor dem Jungen, der sein Urenkel hätte sein können. Es wunderte ihn nicht, dass er von dem Jungen geduzt worden war. Das passte zu der Verachtung, die ein österreichischer Adliger für einen Mann aus dem Ghetto empfand. Und doch wollte der junge Graf etwas von Doktor Samuel, sonst hätte er ihn wohl kaum zu diesem merkwürdigen Treffpunkt befohlen. „Erlaucht, ich bin Ihrer Aufforderung sofort gefolgt. Was kann Ihr ergebener Diener für Sie tun?“ Graf Ludwig bewegte sich leise, obwohl er Reitstiefel trug. Deshalb hatte Doktor Samuel auch nicht mitbekommen, dass er sich von hinten angenähert hatte. Nun marschierte der Knabe in Uniform vor dem aus Gebeinen geformten Wappen hin und her, wobei er unruhig mit seiner Reitpeitsche spielte. Er warf dem Juden im Kaftan immer wieder kurze Seitenblicke zu. Doktor Samuel konnte nur schwer einschätzen, was im Kopf seines Gegenübers vor sich ging. Dabei war er eigentlich ein guter Menschenkenner. „Es geht um eine sehr delikate Angelegenheit, Doktor Samuel. Du wurdest mir von verschiedenen hochgestellten Persönlichkeiten empfohlen. Es heißt, dass du Zauberkräfte besitzt. Ich glaube eigentlich nicht an solchen Hokuspokus, aber der Zweck heiligt die Mittel.“ Doktor Samuel breitete lächelnd die Arme aus, ließ seine großen Altmännerhände aber gleich darauf wieder in den weiten Ärmeln seines Kaftans verschwinden. „Ich habe mich darauf spezialisiert, Probleme auch mit ungewöhnlichen Mitteln zu lösen, Erlaucht. In den Traditionen und Überlieferungen meines Volkes gibt es so manche diskrete Methoden, die dabei behilflich sind. Und diese Techniken stehen nicht immer in Übereinstimmung mit dem naturwissenschaftlichen Wissen, wie es an den kaiserlichen Hochschulen gelehrt wird.“ Der blasse Jungoffizier sah nicht so aus, als ob er die Erwiderung des alten Mannes verstanden hätte. Er zog ungeduldig die Augenbrauen zusammen. „Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich. Und wenn du sie zu meiner Zufriedenheit meisterst, werde ich dich mit hundert Goldmünzen belohnen.“ Doktor Samuels Antwort bestand in einer noch tieferen Verneigung. Es kam öfter vor, dass er sogenannten Stützen der Gesellschaft aus der Klemme helfen sollte. Man liebte ihn nicht für diese Dienste, aber seine Auftraggeber wussten, was sie an ihm hatten. Besonders schätzten sie seine Verschwiegenheit. Ohne diese Eigenschaft wäre Doktor Samuel wohl nicht über neunzig Jahre alt geworden. „Hast du dich noch gar nicht gefragt, weshalb ich dich ausgerechnet hier in der Knochenkirche treffen wollte, Doktor Samuel?“ „Ein Gardeoffizier kann nicht in das jüdische Ghetto von Prag gehen, ohne Aufsehen zu erregen. Selbst wenn Erlaucht inkognito erscheinen würde, bestünde die Gefahr, erkannt zu werden. Und dass Sie jemanden wie mich auf das Schloss Ihrer werten Familie einladen, hatte ich ebenfalls nicht angenommen.“ Graf Ludwig nickte mürrisch. Es war ihm anzumerken, dass er sich in Gegenwart von Doktor Samuel unwohl fühlte. Der Alte war dem Bürschchen offensichtlich unheimlich. Aber Graf Ludwig hätte sich lieber die Zunge abgebissen als das zuzugeben. Von Kindesbeinen an hatte man ihm beigebracht, dass er etwas Besseres war. Wahrscheinlich glaubte er inzwischen selbst daran. Der Blick des jungen Adligen wanderte über das aus Menschenknochen bestehende Schwarzenberger-Wappen und hinüber zu den Gebein-Monstranzen, Skelett-Leuchtern und Schädelpyramiden. Doktor Samuel fragte sich, ob der Milchbart plötzlich von einem Gefühl der eigenen Vergänglichkeit ergriffen wurde. Aber stattdessen suchte er offenbar nur nach den passenden Worten, um sein Anliegen vorzubringen. „Ich nehme an, dass du die schöne Lea kennst.“ Der Alte nickte langsam und versonnen. „Gewiss, denn Lea ist die schönste Blume im Prager Ghetto. Ihr Gang gleicht den Bewegungen einer orientalischen Schleiertänzerin und ihr anmutiger Körper ist so biegsam wie eine Weidenrute. Wenn auch nur eine Strähne ihrer glänzenden schwarzen Locken unter dem Tuch sichtbar wird, geraten die Männer schon in Ekstase. Wenn ich selbst sechzig oder siebzig Jahre jünger wäre, würde ich mir ebenfalls den Hals nach der schönen Lea verrenken, Erlaucht. – Bedauerlicherweise ist sie seit einigen Wochen spurlos verschwunden. Ihre Eltern weinen sich die Augen nach ihr aus.“ Das Uniformjüngelchen machte eine zustimmende Handbewegung. Doktor Samuels poetische Beschreibung des Mädchens schien bei ihm auf fruchtbaren Boden zu treffen. „Lea ist wirklich ganz entzückend, Doktor Samuel. Und wenn sich viele Männer bei ihr auch nur auf lüsterne Blicke beschränken, so gibt es doch einen Unhold, der sie ganz für sich allein haben will. – Baron Schacht hat die wundervolle Jungfer aus dem Ghetto verschleppen und in seine Bergfeste Geiergipfel schaffen lassen!“ Der Alte benötigte einige Momente, um diese für ihn neue Information zu verdauen. Obwohl Doktor Samuel übersinnliche Kräfte besaß, war er doch nicht allwissend. Auch er hatte nur darüber spekulieren können, wo die junge Ghettoschönheit abgeblieben war. Baron Josef Schacht genoss einen zweifelhaften Ruf als Wüstling und Gewaltmensch. Es gefiel Doktor Samuel gar nicht, die schöne Lea in seinen Klauen zu wissen. Und schon gar nicht in der abgelegenen Trutzburg, die sich inmitten von lebensfeindlicher Einöde befand. „Das sind beunruhigende Neuigkeiten, Erlaucht. Nach dem, was ich über Baron Schacht gehört habe, wird er Lea gewiss nicht freiwillig wieder gehen lassen. Womöglich leugnet er sogar, mit ihrem Verschwinden etwas zu tun zu haben.“ „Darauf kannst du wetten, alter Mann! Ich kenne den Baron, er ist ein widerliches Rabenaas. Bedauerlicherweise verfügt seine Familie über einen sehr großen Einfluss bei Hofe. Daher besteht keine Möglichkeit, Druck auf ihn auszuüben. Und die Justiz frisst Schacht ohnehin aus der Hand. – Daher will ich dich damit beauftragen, Lea aus dieser Bergfeste zu holen und hierher in die Knochenkirche zu bringen.“ Nun verstand Doktor Samuel, weswegen Graf Ludwig mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Und er machte sich keine Illusionen über die Motive seines adligen Gegenübers. Der halbwüchsige Gardeoffizier wurde gewiss nicht von seinem guten Herzen oder von anderen edlen...



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