Bannink Lösungsfokussierte Fragen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8409-2635-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Handbuch für die lösungsfokussierte Gesprächsführung
E-Book, Deutsch, 296 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2635-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Methode der lösungsfokussierten Gesprächsführung unterscheidet sich wesentlich von der problemorientierten Gesprächsführung. Anstatt zu explorieren, was schlecht ist und nicht funktioniert, wird herausgearbeitet, was Klienten sich anstelle des Problems wünschen, welche Ausnahmen vom Problem ausfindig gemacht werden können und auf welche bereits vorhandenen Stärken aufgebaut werden kann. Ziel des Buches ist es, zu beschreiben, wie die Gesprächsführung einfach und positiv mit einem auf die Zukunft gerichteten Fokus gestaltet werden kann.
Das Handbuch erläutert Schritt für Schritt die Praxis des lösungsorientierten Arbeitens. Es wird u. a. aufgezeigt, wie Erst- und Folgegespräche sowie die Beziehung zwischen Klient und Berater gestaltet werden können, wie mit Misserfolgen und Motivationsproblemen in der Gesprächssituation umgegangen werden kann und wie Gespräche beendet werden können. Lösungsfokussierte Fragen sind eine Aufforderung an Klienten, über Veränderung nachzudenken, und sie helfen ihnen dabei, ihr Leben in der gewünschten Richtung zu ändern. Die vorgestellten 1001 lösungsfokussierten Fragen unterteilen sich in Fragen für den allgemeinen Gebrauch und in Fragen für den Gebrauch in speziellen Situationen oder bei speziellen Klientengruppen. So werden beispielsweise Fragen zur Zielformulierung, Fragen nach Ausnahmen und Kompetenzen, Fragen an Klienten in einer Krisensituation, Fragen an Kinder oder Fragen, die im Zusammenhang mit einem Coaching von Führungskräften, Teams oder Organisationen gestellt werden können, präsentiert. Psychotherapeuten, Berater, Coaches, Mediatoren, Supervisoren, Trainer, Führungskräfte und Erwachsenenbildner erhalten mit diesem Handbuch einen Leitfaden an die Hand, mit dem sie ihre Gespräche respektvoll und lösungsfokussiert führen können.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Coaching, Training, Supervision
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Coaching, Training, Supervision
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologische Disziplinen Coaching, Training, Supervision
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Beratungspsychologie
Weitere Infos & Material
1;Lösungsfokussierte Fragen;1
1.1;Vorwort;9
1.2;Danksagung;11
1.3;Inhaltsverzeichnis;13
2;Einführung;17
3;Kapitel 1: Lösungsfokussierte Gesprächsführung;21
3.1;1.1Lösungen finden oder Probleme lösen?;21
3.2;1.2Kurzer Blick in die Geschichte;22
3.3;1.3 Zehn Ausgangspunkte der lösungsfokussierten Gesprächsführung;27
3.4;1.4Theorie;33
3.5;1.5Empirische Evidenz;36
3.6;1.6Indikationen und Kontraindikationen;39
3.7;1.7 Die Praxis der lösungsfokussierten Gesprächsführung;41
4;Kapitel 2: Motivation und die Beziehung zwischen Berater und Klient;49
4.1;2.1 Motivation zur Verhaltensänderung;49
4.2;2.2 Die Beziehung „Besucher“, „Klagender“ und „Kunde“;53
4.3;2.3 Lösungsfokussierte Fragen für „Besucher“ und „Klagende“;58
4.4;2.4Widerstand existiert nicht;62
4.5;2.5Quantifizierung von Motivation und Vertrauen;67
4.6;2.6Hoffnung vermitteln;69
5;Kapitel?3: Das Erstgespräch;75
5.1;3.1Die Gesprächseröffnung;75
5.2;3.2Jedes lösungsfokussierte Gespräch ist im Prinzip das letzte Gespräch;76
5.3;3.3Computerprogramm für das Erstgespräch;77
5.4;3.4Protokoll für das Erstgespräch;79
5.5;3.5Feedback;81
5.6;3.6Vier lösungsfokussierte Grundfragen;86
5.7;3.7Was im Erstgespräch weiterhin zu beachten ist;90
6;Kapitel?4: Das Folgegespräch;107
6.1;4.1Das Ziel des Folgegesprächs;107
6.2;4.2Die Eröffnungsfrage im Folgegespräch;107
6.3;4.3Vier mögliche Antworten;109
6.4;4.4Protokoll für das Folgegespräch (EARS);118
7;Kapitel?5: Anregungen für Hausaufgaben;121
7.1;5.1Allgemeine Anregungen;121
7.2;5.2Spezielle Anregungen;126
8;Kapitel 6: Beendigung der Gespräche;139
8.1;6.1Wann können wir unsere Treffen beenden?;139
8.2;6.2Lösungsfokussierte Ideen rund um die Beendigung der Gespräche;141
9;Kapitel?7: Mehr lösungsfokussierte Kompetenzen;145
9.1;7.1Die Externalisierung des Problems;145
9.2;7.2Projektion in die Zukunft;147
9.3;7.3Verwendung der interaktionellen Matrix;149
9.4;7.4Nonverbale Techniken;153
9.5;7.5Das Rollenspiel in der Therapie („Tun Sie so, als sei …“-Aufgabe und Überraschungsaufgabe);156
9.6;7.6Krisenintervention;157
9.7;7.7Interventionen für Klienten, die sagen, sie wüssten die Antwort nicht;159
9.8;7.8Interventionen für Klienten, die nicht über Ihr Problem reden wollen oder können;160
9.9;7.9Interventionen bei untereinander streitenden Klienten;161
9.10;7.10Interventionen, die das gegenseitige Vertrauen stärken;162
9.11;7.11Interventionen zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation;164
10;Kapitel?8: Mit anderen Beratern zusammenarbeiten;167
10.1;8.1Zusammenstellung eines guten Teams;167
10.2;8.2 Zusammenarbeit mit problemorientiert arbeitenden Beratern;168
10.3;8.3Zusammenarbeit mit den Überweisenden;168
10.4;8.4Zusammenarbeit mit Kollegen;169
10.5;8.5 Lösungsfokussierte Klienten-Besprechung, Supervision und Intervision;171
10.6;8.6Lösungsfokussierte Besprechungen;174
10.7;8.7Zusammenarbeit in Gruppen und Organisationen;176
11;Kapitel?9: Stagnation und Misserfolg;181
11.1;9.1Sieben Wege zum Misserfolg;181
11.2;9.2 Interventionen für Klienten, die sich weiterhin problemorientiert äußern;187
12;Kapitel?10: 1001 lösungsfokussierte Fragen;189
12.1;10.1 Lösungsfokussierte Fragen für den allgemeinen Gebrauch;191
12.2;10.2Lösungsfokussierte Fragen für spezielle Situationen oder bei besonderen Klienten;206
13;Kapitel?11: Nachbereitung des Gesprächs;237
13.1;11.1Die Nachbereitung des Gesprächs;237
13.2;11.2Lösungsfokussierte Fragen für den Berater;237
13.3;11.3Lösungsfokussierte Intervisionsmodelle;240
13.4;11.4Nachbearbeitung des Gesprächs durch den Klienten;245
14;Kapitel?12: Lösungsfokussierte Gesprächsführung vom Anfang bis zum Ende;247
14.1;12.1Das erste Gespräch;247
14.2;12.2Das zweite Gespräch;248
14.3;12.3Das dritte Gespräch;249
14.4;12.4Das Folgegespräch;250
15;Kapitel?13: Die lösungsfokussierte Therapie als Form der kognitiven Verhaltenstherapie;253
15.1;13.1 Vergleich der traditionellen kognitiven Verhaltenstherapie mit der lösungsfokussierten Therapie;254
15.2;13.2 Schritt 1: Kennenlernen/Eingangsphase;257
15.3;13.3Schritt 2: Zielformulierung: Beschreibung des erwünschten Verhaltens;258
15.4;13.4Schritt 3: Baseline-Messung;259
15.5;13.5 Schritt 4: Funktionsanalyse und Bedeutungsanalyse;260
15.6;13.6Schritt 5: Auswahl der Interventionen;261
15.7;13.7Schritt 6: Durchführung;262
15.8;13.8Schritt 7: Evaluation;264
15.9;13.9Mikroanalyse der Gespräche;264
15.10;13.10Vergleich mit zwei weiteren Formen der Verhaltenstherapie;265
16;Nachwort;267
17;Literatur/Internetseiten/Über die Autorin;269
17.1;Internetseiten;275
17.2;Über die Autorin;277
18;Anhang;279
19;Sachregister;293
Kapitel 1 Lösungsfokussierte Gesprächsführung (S. 19-20)
Der Pessimist sieht Schwierigkeiten in jeder Gelegenheit. Ein Optimist sieht eine gute Gelegenheit in jeder Schwierigkeit.
Winston Churchill
1.1 Lösungen finden oder Probleme lösen?
Nach dem Ursache-Wirkungsmodell (auch problemorientiertes Modell oder medizinisches Modell genannt) muss zuerst herausgefunden werden, was das Problem ist, damit die richtige Diagnose gestellt werden kann, und im Anschluss daran das entsprechende Heilmittel gegeben werden kann. In unserem westlichen Denken ist das Ursache-Wirkungsmodell das am besten geeignete Modell, um die Welt verständlich zu machen. Dieses Modell ist nützlich, wenn es um relativ einfache Probleme geht, die auch tatsächlich auf einfache und eindeutige Ursachen zurückzuführen sind, wie das bei medizinischen oder mechanischen Problemen der Fall ist. In der Medizin lautet das Modell: Diagnose + vorgeschriebene Behandlung = Symptomreduktion. Wenn es allerdings um Gesprächsführung geht, hat dieses Modell einen großen Nachteil, es ist sehr problemorientiert. Wenn das Problem und die möglichen Ursachen gründlich herausgearbeitet werden, kann daraus ein Teufelskreis mit ständig weiter wachsenden Problemen werden. Die Atmosphäre wird mit Problemen aufgeladen. Dadurch wächst die Gefahr, dass die Lösung immer weniger wahrgenommen wird und die Hoffnung Einer meiner Kollegen nennt die problemorientierte Therapie auch die „problemsuchende“ Therapie. In der Comic-Zeichnung Sigmund wird noch ein Schritt weiter gegangen: Hier ist die Rede von problemverstärkender Psychotherapie.
Eine detaillierte Untersuchung (Exploration) und Analyse der Faktoren, die ein Problem auslösen oder aufrechterhalten, tragen nicht automatisch zur Problembewältigung bei. Das Stellen einer Diagnose wird beim lösungsfokussierten Ansatz meistens als unwichtig erachtet. Lieber geht man von einem Stepped-Diagnosis- Modell – analog zum Stepped-Care-Modell (Bakker & Bannink, 2008) aus. Somit ist die lösungsfokussierte Therapie eine über die Diagnose hinausgehende Behandlungsmethode. Sowohl bei Klienten als auch bei Beratern wächst die Unzufriedenheit über die Anwendung von problemorientierten Gesprächsführungskonzepten. Das Vertiefen des Problems führt nicht selten zu einer vorzeitigen Beendigung der Gespräche, weil sich nichts ändert und der Klient die Hoffnung auf Besserung verliert. Das lösungsfokussierte Modell bringt Veränderung in die Situation. Probleme werden als Herausforderung gesehen. Sowohl die Klienten als auch die Berater schöpfen wieder Hoffnung, weil die Klienten die Hilfe bekommen, die sie brauchen, um die angestrebte Situation und die Lösungen, die zur Erreichung des Ziels führen, zu entwerfen. Mehr über die Bedeutung der Hoffnung, über Hoffnungstheorie und die Frage, wie Angebote, die Hoffnung enthalten, zum Erfolg führen, lesen Sie in Kapitel 3. Tabelle 1 am Ende dieses Kapitels zeigt übersichtlich die Unterschiede zwischen dem problemorientierten und dem lösungsfokussierten Modell.
1.2 Kurzer Blick in die Geschichte
Lösungsfokussiertes Arbeiten wurde in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Steve De Shazer, Insoo Kim Berg und ihren Kollegen vom Brief Family Therapy Center in Milwaukee, USA, entwickelt. Sie bauten weiter auf den Erkenntnissen von Bateson (1979) und Watzlawick, Weakland und Fisch (1974) auf. Diese gingen davon aus, dass Lösungsversuche oftmals das Problem aufrechterhalten und nicht lösen, und dass das Verständnis der Entstehung eines Problems nicht (immer) notwendig ist. De Shazer (1985) formulierte einige Aussagen in Bezug auf lösungsfokussiertes Arbeiten. Er berief sich dabei auf Ideen von Einstein (Klein et al., 1993):
• Die Lösung hängt nicht zwangsläufig mit dem Problem direkt zusammen. Eine Analyse der Probleme ist nicht zwingend notwendig, um Lösungen zu finden. Die Analyse der Lösungen dagegen schon (Beispiel: „Was haben Sie schon alles unternommen, um das Problem zu lösen und was hat geholfen?“). auf Besserung schwindet.