Meinhardt, Angelika
Alle Menschen fürchten sich vor ihm: dem Tod.
Liegt es daran, dass wir nicht wissen, was danach kommt? Oder weil wir unsere jetzige Existenz dafür aufgeben müssen? Mit dem Sterben schließt sich die Tür des Lebens. Man ist einfach nicht mehr da.
Sicher?
Seit jeher bauen die Menschen ihre Hoffnungen in eine Welt nach dem Tod. Doch für viele bleibt dieses zu Lebzeiten verborgen.
Vielleicht, weil sie nicht an das Jenseits glauben oder Angst davor haben?
Vielleicht erfahren sie auch nur nicht die nötige Sensibilität? Vielleicht liegt es aber auch an etwas ganz Anderem?
Dabei ist es nicht schwer, einen Blick hinter die Tür zu werfen. Aufregend.
Interessant. Und manches Mal einfach nur beängstigend.
Bereits in frühen Jahren durfte ich die Erfahrung machen, dass es irgendwie weiter geht. Nah-Tod-Erlebnisse und Unfälle schärften meine Sinne.
Schon bald wurde klar, dass mit mir etwas nicht stimmte, das etwas anders war, als mit vielen Kindern in meinem Alter.
Ich sah und hörte Personen, die für meine Mitmenschen nicht vorhanden waren. Botschaften, von denen ich bewusst nichts mitbekam, durfte ich überbringen.
Manchmal wurde mir im Nachhinein erst erzählt, was ich in diesen Momenten von mir gegeben hatte. Manches Mal aber auch nicht; wenn die Gesprächspartner, die Empfänger der Nachrichten, davongelaufen waren.
Je älter ich wurde, desto mehr interessierte ich mich für diese Fähigkeiten. Ich las in Büchern, doch fanden sich nie zufriedenstellende Lösungen.
Also begann ich auf Friedhöfen umherzulaufen, auf der Suche nach Antworten auf meine Fragen.
Hier waren die Seelen in nächster Nähe; Ihre Anwesenheit in jeder Minute zu spüren. Nach und nach lernte ich, mit ihnen umzugehen und Gespräche zu führen.
Als die Zeit kam, eine Lehre zu beginnen, entschied ich mich für den Beruf der Krankenschwester. Weshalb es ausgerechnet dieser Bildungszweig war, kann ich Ihnen bis heute nicht erklären.
Ich nahm die mir gegebene Herausforderung an, schulte beständig meine Fähigkeiten in dem ganz normalen Wahnsinn, der auch als Stationsalltag bezeichnet wird.
Heute bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich getrost „Vermittler“ zwischen Lebenden und Toten nennen kann.
Es muss gesagt werden, dass ich keine Séancen abhalte. Wer Hilfe braucht, kommt zu mir. Dabei sind es überwiegend die Verstorbenen, die auf mich zutreten. Es macht keinen Unterschied, ob Mensch oder Tier, ob friedlich oder qualvoll gestorben.
Ob ich keine Angst davor habe?
Natürlich habe ich zu Anfang Ängste ausgestanden. Bei jeder einzelnen Begegnung. Aber je mehr man in sich hineinhorcht, umso eher lernt man, zu verstehen.
Dazu muss gesagt werden, dass ich eine „Helferin“ auf der »anderen Seite«, dem Jenseits, habe. Ihr Name ist Charly und war in ihrem Leben meine Hündin. Sie werden oft über diesen Namen „stolpern“ und zum gegebenen Zeitpunkt auch erfahren, weshalb ich sie meine „Helferin“ nennen darf.
Bach, Nora S.
Ich gehöre zu den Menschen, die als hellfühlig bezeichnet werden. Mir ist die Fähigkeit zu sehen (leider) nicht gegeben, aber ich spüre die Anwesenheit dieser Seelen und wie sie empfinden. Auch kann ich meistens „hören“, was sie bewegt. Hören deswegen in Anführungszeichen, weil ich sie nicht wirklich mit den Ohren wahrnehme, sondern vielmehr in meinem Kopf. Und dort nicht als Stimme, denn eher als Gedanken.
Das erste Mal nahm ich diese Fähigkeit mit ungefähr 15 Jahren wahr.
Leider wurde ich damals nicht sonderlich ernst genommen. Im Laufe der Zeit, und durch meine ebenfalls sensitiven Kinder, hat sich diese Fähigkeit bei mir weiterentwickelt.
Ich schrieb, dass ich „leider“ nicht sehen kann. Dies hängt damit zusammen, dass ich mein größter Kritiker bin und mir oft selbst nicht traue.
Was ich „mit eigenen Augen sehe“ überzeugt mich mehr als alles, was ein Anderer mir erzählen kann. Gefühle können trügen – sehen ist eindeutiger.
Erst mit der Zeit habe ich gelernt, meine Empfindungen genauer einzuschätzen und ihnen die richtige Bedeutung zu geben.
Es ist für mich als Mutter nicht einfach, meine sensitiven Kinder immer ernst zunehmen, obwohl ich es doch eigentlich besser wissen sollte. Vor allem, wenn man zuerst eine logische Erklärung für alles sucht. Wie leicht passiert es, dass sich die Kinder unverstanden fühlen. Doch genau das wollte ich ja vermeiden. Es ist nicht leicht – schon gar nicht als Kind – mit diesen Fähigkeiten selbst klar zu kommen, geschweige denn, in der Gesellschaft und der Erwachsenenwelt.
Ich möchte mit diesem Buch Eltern und ihren Kindern die Stütze bieten, die wir nicht hatten. Aber ich will auch Pädagogen ein Verständnis vermitteln, mit Kindern dieser Art umzugehen, damit sie nicht mehr missverstanden werden.
Da ich selbst Lehrerin bin, weiß ich, was das im Schulalltag bedeuten kann. Ich habe immer ein offenes Ohr, wenn sich Schüler vertrauensvoll an mich wenden. Ebenso für ihre Eltern.