E-Book, Deutsch, 175 Seiten
B Notfunk - Wenn nichts mehr geht
3. Auflage 2025
ISBN: 978-3-565-03097-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 175 Seiten
ISBN: 978-3-565-03097-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Alter von 40 Jahren erlitt ich eine schwere Gehirnblutung und stand an der Schwelle des Todes. Meine rechte Körperhälfte war vollständig gelähmt, zudem war mein gesamtes Sprachzentrum betroffen. Dennoch gab ich nicht auf: Nach einer Woche auf der Intensivstation, drei weiteren Wochen im Krankenhaus und 17 Wochen Rehabilitation konnte ich mir zumindest einen Teil meines Lebens zurück zu kämpfen. Im Alter von 21 Jahren gründete ich meine erste Firma - einen Sicherheitsdienst mit Schwerpunkt auf Personenschutz und spezielle Sicherheitsaufgaben. Später folgten ein Taxiunternehmen sowie ein Restaurant bis zum Zusammenbruch. Jetzt geben ich meine mentale Kraft als Coach, mit Musik und Büchern weiter an Euch.
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Kapitel 1: Warum Notfunk?
Es war ein Montagmorgen wie jeder andere. Die Kaffee-maschine blinkte nicht. Der Lichtschalter blieb stumm. Mein Handy zeigte keine Verbindung an. Kein WLAN, kein Empfang, kein Netz. Die Welt war plötzlich still ge-worden.
Zuerst dachte ich, es sei ein lokaler Stromausfall. Vielleicht eine überlastete Sicherung, ein technischer Defekt. Ich tappte durch die Wohnung, tastete mich an Gewohntem vorbei, das plötzlich nicht mehr funktionierte. Der Kühl-schrank war aus. Die Heizung kalt. Keine Nachricht im Radio – denn das Radio blieb ebenfalls stumm.
Es dauerte fast eine Stunde, bis mir klar wurde: Dies war kein gewöhnlicher Ausfall. Es war ein echter Blackout.
In dieser ersten Stunde der Stille wurde mir bewusst, wie sehr ich an der Oberfläche meines Alltags lebte. Alles, was ich für selbstverständlich hielt – Kommunikation, Informa-tion, Licht, Wärme, Austausch – war plötzlich verschwun-den. Und mit jeder Minute ohne Verbindung wuchs eine tiefe, ungewohnte Unsicherheit. Was passiert draußen? Bin ich der Einzige? Was ist mit meiner Familie? Was mit den alten Nachbarn zwei Etagen unter mir?
Ich hatte Glück. Ich war vorbereitet – wenigstens ein we-nig. Ein batteriebetriebenes Kurzwellenradio, ein Solarpa-nel für Notfälle, ein Handfunkgerät, das ich vor Jahren einmal geschenkt bekommen hatte. Ich suchte es, fand es, staubte es ab. Dann hörte ich zum ersten Mal wieder eine Stimme – weit entfernt, verrauscht, aber lebendig. Es war ein Funkamateur aus dem Nachbardorf. Er berichtete, dass weite Teile der Region betroffen seien. Keine offizielle Nachricht. Keine Klarheit. Aber: Ich war nicht allein.
Diese Erfahrung war der Beginn einer Reise – einer inne-ren wie einer praktischen. Ich begann, mich intensiv mit dem Thema Notfunk zu beschäftigen. Nicht aus Panik, sondern aus Verantwortung. Ich wollte vorbereitet sein – nicht nur für mich, sondern für andere. Für meine Familie, für Freunde, für die Menschen um mich herum.
Die Illusion von Kontrolle
In der heutigen Welt leben wir in einem Gefühl permanen-ter Erreichbarkeit. Smartphones verbinden uns mit allem – und doch isolieren sie uns, wenn das System ausfällt. Wir verlassen uns auf Infrastruktur, die unsichtbar und fragil ist. Auf Strom, der immer fließt. Auf Server, die immer laufen. Auf Netze, die niemals reißen.
Doch diese Sicherheit ist brüchig. Naturkatastrophen, poli-tische Konflikte, Cyberangriffe, Sonnenstürme – die Liste der möglichen Auslöser für einen großflächigen Ausfall ist lang. Und sie ist real.
Wenn alles still wird, merken wir, wie laut unser Alltag war – und wie wenig wir wirklich auf Stille vorbereitet sind.
Notfunk bedeutet nicht nur, Geräte zu besitzen. Es bedeu-tet, sich bewusst zu machen, dass Kommunikation mehr ist als Technologie. Es ist Beziehung. Verbindung. Vertrauen. Eine Brücke in der Stille
Ich erinnere mich an eine alte Dame in meiner Nachbar-schaft. Frau M. war über 80, lebte allein, hatte keine Fami-lie mehr. Als der Blackout kam, saß sie in ihrer kalten Wohnung – ohne Telefon, ohne Licht, ohne Orientierung. Ich klopfte an ihre Tür, brachte ihr eine Taschenlampe und ein kleines Radio. Später richtete ich für sie ein einfaches Notfunkgerät ein, mit einem Taster und einer voreingestell-ten Frequenz. Wir probten regelmäßig. Nur ein Knopf-druck – und ich konnte hören, ob es ihr gut ging.
Dieses kleine Gerät wurde zur Lebenslinie. Es war kein High-Tech-Wunder – aber es war eine Brücke in der Stille. Es gab ihr Sicherheit. Und mir auch.
Mentale Stärke als Teil der Vorbereitung
Technik allein reicht nicht. In einer echten Krise zeigt sich, wie stark der Mensch innerlich aufgestellt ist. Panik, Ver-wirrung, Hilflosigkeit – all das kann gefährlicher sein als der Ausfall selbst.
Deshalb ist Notfunk für mich nicht nur ein technisches Thema, sondern ein mentales. Es geht um Haltung. Um Klarheit. Um Fokus. Wer in der Lage ist, ruhig zu bleiben, Lösungen zu suchen, Verantwortung zu übernehmen – der ist auch in der Lage, anderen zu helfen.
Ich begann, meine Erfahrung als Mental-Commander zu kombinieren mit dem Wissen über Funktechnik. Ich entwi-ckelte kleine Programme, Übungen, Schulungen. Zeigte Menschen, wie sie nicht nur Geräte bedienen, sondern auch ihren eigenen inneren "Funkkanal" offenhalten können: den Mut, klar zu denken. Die Fähigkeit, zuzuhören. Die Kraft, sich zu verbinden.
Was du in der Stille hörst
Wenn alles still wird, beginnt etwas anderes zu sprechen: die innere Stimme. Sie ist oft überlagert vom Lärm des All-tags. Doch in der Krise wird sie hörbar. Und sie fragt: Was zählt wirklich? Wer bist du ohne Technik, ohne Ablen-kung, ohne Dauerrauschen?
Notfunk ist für mich auch eine spirituelle Disziplin gewor-den. Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Verbin-dung, Klarheit, Menschlichkeit. Wenn ich das Funkgerät einschalte, tue ich es heute mit einer anderen Haltung: Nicht nur, um Informationen zu bekommen – sondern um ein Signal zu senden: Ich bin da. Du bist nicht allein. Wir sind verbunden.
In den kommenden Kapiteln dieses Buches werde ich dir zeigen, wie du dich technisch vorbereiten kannst – aber auch, wie du deine mentale Stärke trainierst. Wie du Not-funk praktisch einsetzt. Wie du Netzwerke aufbaust. Und wie du, wenn alles still wird, nicht nur reagierst – sondern führst.
Denn wahre Kommunikation beginnt dort, wo andere schweigen. Und wer in der Stille senden kann, der bringt Licht in die Dunkelheit.
Willkommen in der Welt des Notfunks.
Einfach. Menschlich. Lebenswichtig.
Bedeutung von Kommunikation in Krisen-
situationen
Die Macht der Worte in der Krise – Warum Kommunikati-on über Schicksale entscheidet
Es war ein kalter Morgen im Februar, als die Sirenen über der Stadt aufheulten. Menschen rannten auf die Straßen, andere klebten an ihren Fernsehgeräten, Handys oder Ra-dios. Niemand wusste genau, was passiert war. Ein Ge-rücht jagte das nächste. Manche sagten, ein Chemieunfall sei schuld, andere sprachen von einem terroristischen An-schlag. Inmitten dieser wachsenden Unsicherheit – kein offizielles Wort, keine klare Anweisung, kein beruhigendes Zeichen.
So beginnt oft eine Krise – mit einem plötzlichen Bruch im Alltag, einem Kontrollverlust. Doch was in den ersten Mi-nuten danach geschieht, ist entscheidend. Nicht nur das Ereignis an sich, sondern wie darüber kommuniziert wird, prägt den Verlauf einer Krise maßgeblich.
Worte als Lebenslinie
Kommunikation ist in Krisensituationen wie ein Kompass im Nebel. Wenn die Welt aus den Fugen gerät, suchen Menschen instinktiv nach Orientierung – nach jemandem, der ihnen sagt, was passiert ist, was als Nächstes geschieht und was sie selbst tun können. In solchen Momenten kön-nen Worte eine Lebenslinie sein. Oder ein Brandbeschleu-niger.
In der Corona-Pandemie konnte man das in Echtzeit be-obachten: Wo klar, empathisch und ehrlich kommuniziert wurde, hatten Menschen das Gefühl, eingebunden und ernst genommen zu werden. Wo hingegen Informationen lückenhaft, verwirrend oder widersprüchlich waren, ent-standen Misstrauen, Verschwörungstheorien – und Wider-stand.
Vertrauen durch Transparenz
Vertrauen ist ein kostbares Gut – besonders in Krisen. Menschen verzeihen Fehler eher als das Gefühl, belogen oder manipuliert zu werden. Wer in einer Krisensituation transparent kommuniziert, auch wenn die Lage unüber-sichtlich ist, zeigt Führungsstärke. Es braucht den Mut zu sagen: „Wir wissen es noch nicht genau. Aber wir arbeiten daran, und wir sagen Ihnen alles, was wir wissen – so ehr-lich, wie wir können.“
Gerade in heiklen Situationen ist dieser Satz oft kraftvoller als eine ausgefeilte Pressemitteilung:
„Wir wissen, dass Sie besorgt sind. Wir sind es auch. Aber wir lassen Sie nicht allein.“
Emotionale Kommunikation: Mehr als nur Fakten
Menschen in Krisensituationen sind nicht nur informa-tionshungrig – sie sind auch emotional aufgewühlt. Angst, Wut, Trauer oder Verwirrung mischen sich in die Wahr-nehmung. Gute Krisenkommunikation berücksichtigt das. Es geht nicht nur um Zahlen, Daten, Fakten – sondern auch um das, was zwischen den Zeilen mitschwingt: Vertrauen, Mitgefühl, Haltung.
Ein Beispiel: Während einer Naturkatastrophe reicht es nicht zu sagen: „Die Pegelstände steigen um 2,5 Zentime-ter pro Stunde.“ Die betroffenen Menschen wollen hören:
„Wir sind vor Ort. Wir haben Helfer mobilisiert. Wir tun alles, um Sie zu schützen.“
Und: „Wir verstehen Ihre Angst.“
Die Gefahren schlechter Kommunikation
Krisen sind wie ein Vakuum. Wird es nicht schnell und gezielt mit verlässlicher Information gefüllt, übernehmen Gerüchte und Fake News die Bühne. In Panik verbreiten sich Halb- und Unwahrheiten schneller als jedes offizielle Statement. Und das kann gefährlich werden – für den ge-sellschaftlichen Zusammenhalt, für Unternehmen, für Le-ben.
Ein Unternehmen, das bei einem Produktrückruf zögert oder ausweicht, verliert nicht nur Kunden, sondern auch seine Reputation. Eine Regierung, die in einer Krise zu spät oder unklar kommuniziert, riskiert Proteste, Wider-stand und den Verlust von Vertrauen über Jahre hinweg. Handlungssicherheit statt Ohnmacht
Gute Krisenkommunikation nimmt Menschen mit. Sie gibt ihnen nicht nur Information, sondern vor allem Hand-lungssicherheit. Wer weiß, was zu...




