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E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Auer Kommentare zu Europa-Wunsch, Wahn und Wirklichkeit. Eine Trilogie

Band II: Europas Gegenwart: Hoffnungen und Grenzen

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-7543-8222-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Ergänzungsband beinhaltet 18 Kommentare zu Themen in Band II der Trilogie, der den Erwartungen, Verheißungen und Herausforderungen der Europäer und ihrer Union gewidmet ist. Zu den Themen zählen verschiedene Problemkreise im Zusammenhang mit Kultur, Multikulturalismus und Zivilisation sowie Rassismus und Hass im Vergleich zu Fremdenscheu und Revierverteidigung, einigen der Hintergründe der sozialen Konflikte innerhalb der EU und der Völker ihrer Nachbarschaft und der Welt. Bei der Besprechung der Migrationskrise erweisen sich die Probleme der Ursprungs- und Transitländer als untrennbar mit deren Geschichte der Kolonisation durch europäische Länder. Auch die Corona-Pandemie als weitere Krise der Gegenwart wird kritisch kommentiert, ebenso wie Brexit, kapitalistische Marktwirtschaft, Euro-Islam und die Beziehung zu Russland als weitere destabilisierende Faktoren für eine langfristig überlebensfähige Europäische Union.

Der Autor, emeritierter Universitätsprofessor und Leiter anderer Forschungsinstitutionen, hat zum soziokulturellen Schicksal Europas als potenzieller Friedensweltmacht auch aus der Perspektive demokratischer und demographischer Entwicklung publiziert.
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K1 Zusammenfassende Rückschau auf die Geschichte1
Migration und Kultur In Band I hatten wir Völker und Volksstämme auf ihrem Weg nach und von und in Europa begleitet und rekonstruiert, woher sie kamen, wo sie blieben, wie sie miteinander umgingen. In der Überschau formt nun die Geschichte ein Bild der Völker, das dem Einzelmenschen als flexiblem, intelligentem Ausbeuter seiner Umwelt entspricht, mitunter beginnend beim Nächststehenden, und das schon seit Anbeginn: Nach der Geschichte der Hebräer in Ägypten deportierten die Assyrer und Babylonier im 8. bzw. 6. Jh. v. Chr. erneut die führende Schicht des Volkes und bedienten sich ihres Wissens. Für die Hellenen waren alle besiegten Nachbarn Sklaven. Rom war gegenüber eigensinnigen Kulturen wie Karthagern, Kelten und Israeliten radikal: nur die vollkommene Zerstörung der Kultur und Versklavung der Bevölkerung kam in Frage. Caesar unterwarf und erlegte Bedingungen auf; bei Widerstand wurde vernichtet bis in die Wurzeln der Kultur – die Ermordung der Druiden auf der Insel Anglesey ist ein Beispiel. Rom lebte für sich selbst, überzeugte Manche der Ausgebeuteten durch seine Macht und Größe, ließ die Anderen in ihren Kulturen leben bleiben, solange sie gehorchten und zahlten. Der historisch nur aus der Reaktion seines Umfeldes nachweisbare Jesus von Nazareth mit seinem Appell an Nachsicht mit der unüberwindlichen Fehlbarkeit des Fleisches aus der Sicht des lebenslang um die Dominanz ringenden Geistes erwirkte eine Zeitenwende, löste damit aber eine radikal- fundamentalistische Jagd des Glaubens auf verbotenes Wissen aus – Menschen verbrannten mit Büchern, Rom sank der neuen Macht in die Arme. Die Franken waren mit Feuer und Schwert bemüht um Vereinheitlichung der Zivilisationen und Kulturen aus gallo-römischem, germanischem und slawischem Erbe – mit Karl dem Großen als Repräsentant und Lichtträger für die heutige Union. Der Nachholbedarf an Bildung der Einwanderer auf nicht-römischen Boden dauerte über mehrere Jahrhunderte; und man blieb einander feind und fremd zwischen West und Ost, Nord und Süd im Reich. Sogar im poströmischen Einflussbereich selbst war das Bildungsniveau durch die radikale Beseitigung allen paganen Wissens durch die Christen derart gesunken, dass die Karolingische Renaissance bei den meisten Priestern wieder damit beginnen musste. Die kulturelle Vielfalt nach der Völkerwanderung in Europa ist zuerst durch die territoriale Abgrenzung der eingewanderten Volksgruppen entstanden, die von Anbeginn eine weitgehende genetische Homogenität beibehielten. Ihre Ballung innerhalb der heutigen Staatsgrenzen ist in Band II, Abb. 1 deutlich erkennbar. Der unterschiedliche Volkscharakter der heutigen Nationalstaaten lässt sich aus biologisch-anthropologischer Sicht auf deren unterschiedliches Mischungsverhältnis zurückführen, das sich aus den machtpolitischen Abgrenzungen quer durch solche ursprünglichen Territorien und auch durch Migrationen ergab. Alle diese Einwanderer entstammen jedoch dem gleichen Großraum der östlichen Steppen, beginnend am „Fruchtbaren Halbmond“, mit gemeinsamen Sprachwurzeln und ähnlichen archaischen Kulturformen. Deshalb ist Europa bis heute ein Kulturkreis mit dem einzigartigen Charakter seiner Nationen geblieben. Noch heute erkennt man uralte Volksgruppen an ihrer Eigenart, mitunter ihrer Segregation: versprengte Reste der von den Römern verdrängten Kelten im Baskenland und in Irland machen bis in unsere Tage Schlagzeilen, genetische Untersuchungen in Wales bestätigen ihre bis heute bewahrte genetische Eigenheit. Budapest und Paris, Stockholm und Rom, London und St. Petersburg, ihre Architektur und ihre Menschen haben ihre Eigenheiten, sind aber alle unverkennbar europäisch. Die nüchterne Beobachtung dieser Entwicklung ohne ideologische Tönung weist auf ein Geschehen hin, das der genetischen Evolution und der aus ihr hervorgegangenen Artenvielfalt ähnelt: aus zusammenlebenden Verbänden wurden territorial abgegrenzte Großverbände mit Führungshierarchie, eigener Sprachentwicklung und Kultur. Sie tauschen sich in begrenztem Umfang aus, fließen aber nicht zusammen. Im Kulturkreis Europa überwiegen dennoch die Ähnlichkeiten vor den Unterschieden. Friedliche und erzwungene Christianisierung hielten sich während der Völkerwanderung und danach bis über die Zeit Karls des Großen und König Stephans von Ungarn hinaus die Waage. Danach brach mit dem Hochmittelalter ein für unser heutiges Verständnis dunkles Zeitalter an, religiös-fundamentalistisch und intolerant, dogmatisch bis zur Lächerlichkeit, aber auch mörderisch herrschsüchtiger Gottesstaat, in dessen Mitte die Gehorsamen ein stilles Leben führen konnten, soweit sie nicht Militärdienst leisten mussten, und solange nicht Hungersnot und Seuchen die Welt zu einer Hölle machten, die schließlich den Glauben an diesen ordnenden und schützenden Gott tief erschütterten. Auch der Kampf zwischen kirchlicher und kaiserlicher Macht um die Vorherrschaft trug zu diesem Verlust an Glaubwürdigkeit bei. Die islamische Welt und Europa Die islamische Welt war zur Zeit ihrer maximalen Expansion im späten 7. und frühen 8. Jh. noch gar keine eigene Kultur – es war vielmehr eine aus einer christlichen Sekte hervorgegangene Religion im Stadium der Entwicklung, in einer kulturell äußerst vielfältigen geographischen Region zwischen Spanien und Indien. Toleranz bestand vielfach darin, aus Elementen eben erst eroberter Kulturen Anteile für eine in Entstehung befindliche eigene abzuleiten, beginnend mit der persischen, dann der byzantinischen. Die ersten Moscheen entstanden durch Umwandlung byzantinischer Basilika-Bauten mit ihren Kuppeln und Säulenhallen, wie der Kathedrale von Damaskus: sie war sogar für fast 100 Jahre noch gemeinsames Gebetshaus für Christen und Muslime. Die Mauren Spaniens machten Juden und Christen zu Bürgern zweiter Klasse, die besteuert, nur in Ausnahmefällen teilintegriert, in ihrer eigenen privaten Kultur – zwar meist in Frieden - jedoch segregiert leben durften. Vielen Menschen, die damals im Rang von Sklaven lebten, erging es besser als heute Jenen, die von Projekten zur Identifikation von versklavten Menschen trotz Satellitenüberwachung nicht erkannt werden. Die Araber und osmanischen Muslime verachteten stets alles Europäische, wie in Band I anhand von Einzelschicksalen geschildert. Respekt und Anerkennung beschränkten sich auf die Hüter nützlichen Wissens und diplomatische Wanderer zwischen den Welten. In Städten und Landstrichen mit gemischt-kultureller Bevölkerung wie in den Weltstädten Alexandria, Jerusalem und Aleppo, oder am Balkan, verkehrten Anhänger unterschiedlicher Religionen zwar oft friedlich nebeneinander, lebten aber in getrennten Bereichen und schlachteten einander bei jeglicher Imbalanz der Macht im Laufe einer nun weit über tausendjährigen Geschichte regelmäßig ab. Ich stelle mir vor, dass Kaiser Konstantin und seine Streitmacht im Jahr 312 n. Chr. auf dem Weg von Trier zur Milvischen Brücke in Rom durchaus ähnlich gesinnt waren mit dem Staurogramm (Bd. I, S. 379, A184) auf Schilden und Fahnen, wie es die muslimischen Eroberer von Kairo, Cordoba, Jerusalem und Ktesiphon, Susa und Persepolis waren: beseelt von einer neuen Kraft. Der Halbmond kann es allerdings auf deren Schilden noch nicht gewesen sein, denn der war das Wahrzeichen des alten Byzantion und kam erst 1453 bei der Eroberung Konstantinopels zum Islam. Im Gegensatz zur Situation des Islam im 7. und 8. Jh. und des Christentums im 4. Jh. hat das Europa des 20. Jh. eine über 1000-jährige Geschichte kultureller Entwicklung hinter sich: blickt man in diese Geschichte zurück, so wird klar, dass es keine Tradition des tatsächlichen Zusammenlebens in einer multikulturellen Gesellschaft gibt, sondern nur eine lange Geschichte der Abwehr fremder Kulturen, von Abweichlern von der katholischen Zentralgewalt, zuletzt nur noch des eifersüchtigen Kampfes um Vormacht, sei sie religiös oder säkular. Toleranz war Thema von Philosophen untereinander oder im Diskurs mit den Herrschern ihrer Zeit. Erste Versuche waren seit den späten Jahren des 18. Jh. unterwegs. Als jedoch Mitte des 19. Jh. das Volk aufstand, um seine Interessen selbst in die Hand zu nehmen, zerfiel das europäische Machtmonopol der Monarchenfamilien. Zum aberen Mal im Karussell der Geschichte der Macht konnten sich im politischen Chaos Diktaturen etablieren, die viele dutzende Millionen Menschen das Leben kosteten. Multikulturalität in der Geschichte Juden in der Diaspora blieben bis ins 19. Jh. ausgeschlossen, in Ghettos oder als Außenseiter der Gesellschaft toleriert, stets der Gefahr neuer Übergriffe ausgesetzt. Nicht einmal deutsch-deutsche, nicht zu reden von innereuropäischer, Migration lieferte Beispiele nur kurzfristiger Integration; im Vordergrund stand das Verhalten der angestammten Bevölkerung, geprägt von Ausgrenzung, Erniedrigung und Benachteiligung der Immigranten, bis sich die Neuankömmlinge mühsam selbst integrierten oder im Laufe mehrerer...


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