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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 288 Seiten

Reihe: Roboter und Foundation – der Zyklus

Asimov Ströme im All

Roman

E-Book, Deutsch, Band 9, 288 Seiten

Reihe: Roboter und Foundation – der Zyklus

ISBN: 978-3-641-13204-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Wettlauf gegen die Zeit
Die 'Herren' vom Planeten Sark unterdrücken die Bewohner des Planeten Florina, einer Agrarwelt. Dort wird Kyrt produziert, eine fluoreszierende Faser, die nirgendwo sonst im Universum hergestellt werden kann. Als ein Weltraumanalytiker von der Erde herausfindet, dass Florinas Sonne kurz davor steht, zu einer Supernova zu werden, wird er zu einem Risiko für die 'Herren'. Sie verwandeln ihn mit einer Psychosonde in einen hilflosen Idioten und setzen ihn auf Florina aus. Doch nach einem Jahr kehrt seine Erinnerung zurück, und er beginnt, sich auf die Suche nach den Ursprüngen seiner scheinbar irrationalen Ängste zu machen ...

Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in Sowjetrussland geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Bereits während seines Chemiestudiums an der Columbia University begann er, Geschichten zu schreiben. Seine erste Kurzgeschichte erschien im Juli 1939, und in den folgenden Jahren veröffentlichte er in rascher Folge die Erzählungen und Romane, die ihn weltberühmt machten: die »Foundation«-Erzählungen und die Robotergeschichten, in denen er die drei Regeln der Robotik formulierte. Beide Serien verband er Jahrzehnte später zu einer großen »Geschichte der Zukunft«. Neben der Science-Fiction hat Asimov auch zahlreiche populärwissenschaftliche Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Er starb im April 1992.
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1   Der Findling Rik legte sein Essgerät beiseite und sprang auf. Er zitterte so heftig, dass er sich gegen die kahle, milchweiße Wand lehnen musste. »Ich erinnere mich!«, rief er. Alle Köpfe gingen in die Höhe, und das dumpfe Stimmengemurmel an den Tischen wurde etwas leiser. Im matten Schein der Wandleuchten sahen ihn aus halbwegs sauberen, halbwegs glatt rasierten Gesichtern helle, glänzende Augen an. Sie spiegelten jedoch nicht etwa lebhaftes Interesse, höchstens eine gewisse Aufmerksamkeit, die unwillkürliche Reaktion auf einen jähen, unerwarteten Aufschrei. Wieder erhob Rik die Stimme. »Ich erinnere mich an meinen Beruf! Ich hatte einen Beruf!« Jemand rief: »Schnauze!«, und aus einer anderen Ecke schallte es: »Hinsetzen!« Die Köpfe senkten sich, das Gemurmel schwoll wieder an. Blicklos starrte Rik den Tisch entlang. Er hörte die Bemerkung: »Der närrische Rik« und sah auch das dazugehörige Achselzucken. Ein Mann tippte sich sogar mit dem Finger an die Schläfe. Nichts von alledem hatte etwas zu bedeuten. Nichts davon drang zu ihm durch. Langsam setzte er sich und griff wieder nach seinem Essgerät, einem löffelähnlichen Gegenstand mit scharfen Kanten und kleinen Zinken im vorderen Teil der Wölbung. Man konnte damit schneiden, schaufeln und aufspießen, alles gleich schlecht. Aber für einen Fabrikarbeiter gut genug. Er drehte das Ding um und starrte die Nummer auf der Rückseite des Griffs an, ohne sie wahrzunehmen. Wozu auch, er kannte sie auswendig. Die anderen hatten ebenfalls eine Kennzahl, genau wie er, nur hatten die anderen auch einen Namen. Er aber nicht. Er wurde nur Rik genannt, was im Jargon der Kyrtfabriken so viel wie »Schwachkopf« bedeutete. Und oft genug hieß es auch »der närrische Rik«. Vielleicht würde von nun an immer mehr von seinem Gedächtnis zurückkehren. Seit seinem Eintritt in die Fabrik war dies das erste Mal überhaupt, dass er sich an etwas aus der Zeit davor erinnert hatte. Vielleicht, wenn er sich sehr anstrengte! Wenn er seinen ganzen Verstand zusammennahm! Mit einem Mal hatte er keinen Hunger mehr, der Appetit war ihm vergangen. Mit einer heftigen Bewegung stieß er das Essgerät in den Glibberwürfel mit Fleisch- und Gemüsestückchen und schob den Teller weg. Dann hielt er sich mit beiden Händen die Augen zu, wühlte mit den Fingern in seinem Haar und versuchte mit aller Kraft, noch einmal in den schwarzen Sumpf seines Geistes hinabzusteigen, aus dem er eine Vorstellung – ein einziges, undeutliches, kaum zu entschlüsselndes Bild herausgezogen hatte. Beim Schrillen der Glocke, die das Ende seiner Mittagspause verkündete, brach er in Tränen aus. Als er an diesem Abend die Fabrik verließ, war plötzlich Valona March an seiner Seite. Anfangs nahm er sie kaum wahr, wenigstens nicht als Individuum. Er hörte nur, dass jemand im Gleichschritt neben ihm ging. Dann blieb er stehen und sah sie an. Ihr aschblondes Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die von kleinen, mit grünen Steinen verzierten Magnetspangen zusammengehalten wurden. Es waren billige Spangen, und sie wirkten schon sehr abgegriffen. Sie trug nur ein schlichtes Baumwollkleid, mehr war in diesem milden Klima nicht nötig. Rik selbst begnügte sich mit einem offenen, ärmellosen Hemd und einer Baumwollhose. »Wie ich höre, hat es beim Mittagessen einen Zwischenfall gegeben«, sagte sie. Sie hatte, wie nicht anders zu erwarten, einen harten, bäuerlichen Akzent, während Riks Aussprache von flachen Vokalen geprägt war. Außerdem näselte er ein wenig. Im Dorf lachte man ihn deshalb aus und äffte ihn nach, aber Valona tröstete ihn, die Leute wüssten es eben nicht besser. »Alles in Ordnung, Lona«, murmelte er jetzt. Sie ließ nicht locker. »Du sollst gesagt haben, du erinnerst dich an etwas. Ist das wahr, Rik?« Auch sie nannte ihn Rik. Wie hätte sie ihn auch sonst nennen sollen? Er hatte sich nie an seinen richtigen Namen erinnern können. Dabei hatte er sich verzweifelt bemüht, und auch Valona hatte versucht, ihm zu helfen. Eines Tages hatte sie sogar irgendwo ein zerfleddertes Adressbuch aufgetrieben und ihm daraus alle Vornamen vorgelesen. Doch sie waren ihm alle gleich fremd vorgekommen. Nun sah er sie offen an und sagte: »Ich werde die Fabrik verlassen müssen.« Valona zog die Stirn in Falten. Ihr rundes, breites Gesicht mit den flachen, hoch angesetzten Backenknochen verdüsterte sich. »Das kannst du nicht machen. Das wäre nicht recht.« »Ich muss mehr über mich in Erfahrung bringen.« Valona fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Lass das lieber bleiben.« Rik wandte sich ab. Er wusste ja, dass sie sich nur Sorgen um ihn machte. Sie hatte ihm damals den Posten in der Fabrik verschafft. Er hatte mit solchen Maschinen keinerlei Erfahrung gehabt. Vielleicht hatte er es auch nur vergessen. Jedenfalls hatte Lona so lange darauf bestanden, dass er für die schweren Arbeiten nicht kräftig genug sei, bis die Verantwortlichen ihm eine kostenlose Ausbildung zum Techniker genehmigten. Und vorher, in den grauenhaften Tagen, als er kaum einen Laut herausbrachte und nicht wusste, was er mit dem Essen anfangen sollte, das man ihm hinstellte, hatte sie unermüdlich auf ihn aufgepasst und ihn gefüttert. Ohne sie hätte er nicht überlebt. »Es muss aber sein«, sagte er. »Sind es wieder diese Kopfschmerzen, Rik?« »Nein. Ich habe mich wirklich an etwas erinnert. Ich weiß jetzt, was ich für einen Beruf hatte – vorher!« Eigentlich wollte er ihr gar nicht mehr erzählen. Er schaute in die Ferne. Die wärmende Sonne würde noch mindestens zwei Stunden über dem Horizont stehen. Rings um die Fabriken lagen die Arbeiterhütten, eine Reihe wie die andere, kein schöner Anblick, doch Rik wusste, dass sie nur die Anhöhe zu ersteigen brauchten, um die Felder in all ihrer rotgoldenen Pracht vor sich liegen zu sehen. Er liebte den Blick über die Felder, hatte ihn von Anfang an als beruhigend, geradezu beglückend empfunden. Schon bevor er wusste, dass die Farben Rot und Gold hießen oder dass es so etwas wie Farben überhaupt gab, damals, als er seiner Freude nur mit einem leisen Glucksen Ausdruck verleihen konnte, waren seine Kopfschmerzen schneller abgeklungen, wenn er auf den Feldern war. Seinerzeit hatte sich Valona an jedem Mußetag einen Diamagnetschweber ausgeliehen und zusammen mit ihm das Dorf verlassen. Meile um Meile sausten sie dann eine Handbreit über der Straße auf dem Antigrav-Feld dahin wie auf einem weichen Kissen, bis kein Haus mehr zu sehen war und ihm nur noch der Wind über das Gesicht strich und den Duft der Kyrtblüten zutrug. Irgendwann setzten sie sich inmitten dieses duftenden Farbenmeers an den Straßenrand, teilten sich einen Nahrungswürfel und ließen sich von der Sonne bescheinen, bis es Zeit war für die Rückfahrt. Rik fand die Erinnerung verlockend. »Ich möchte auf die Felder, Lona«, sagte er. »Es ist schon spät.« »Bitte. Wenigstens aus dem Dorf hinaus.« Sie tastete nach dem dünnen Geldbeutel, den sie unter ihrem weichen, blauen Ledergürtel – dem einzigen Luxus, den sie sich gestattete – zu tragen pflegte. Rik hielt sie zurück. »Wir gehen zu Fuß.« Eine halbe Stunde später bogen sie von der Hauptstraße auf einen der vielfach gewundenen, staubfreien Sandwege ab. Beide schwiegen bedrückt, in Valona regte sich eine Angst, die ihr inzwischen wohlvertraut war. Sie hatte keine Worte, um auszudrücken, was sie für ihn empfand, und deshalb hatte sie es auch nie versucht. Wenn er sie nun verließ? Er war klein für einen Mann, nicht größer als sie selbst und sogar etwas leichter. In vieler Hinsicht war er immer noch so hilflos wie ein Kind. Aber bevor jemand seinen Verstand abgeschaltet hatte, musste er ein gebildeter Mann gewesen sein. Ein sehr wichtiger, gebildeter Mann. Valona selbst hatte keine besondere Erziehung genossen. Sie hatte nur lesen und schreiben gelernt und danach auf der Berufsschule gerade so viel an technischen Fertigkeiten vermittelt bekommen, dass sie imstande war, die Maschinen in der Fabrik zu bedienen. Aber sie wusste immerhin, dass nicht alle Menschen einen so beschränkten Horizont hatten. So verfügte etwa der Schultheiß über ein umfangreiches Wissen, von dem sie alle profitierten. Gelegentlich kamen auch »Herren« auf Inspektionsbesuch ins Dorf. Valona hatte sie nie aus der Nähe gesehen, doch als sie einmal an einem Festtag die Stadt besuchte, hatte sie von ferne eine ganze Gruppe dieser prächtig gekleideten Überwesen bestaunen können. Gelegentlich durften die Fabrikarbeiter auch zuhören, wenn sich gebildete Leute unterhielten. Es klang anders, flüssiger, der Tonfall war weniger hart, dafür verwendeten sie längere Worte. Auch Rik sprach immer öfter so, seit sein Gedächtnis allmählich zurückkehrte. Seine ersten Worte hatten sie erschreckt. Sie waren ganz plötzlich gekommen, nach einem Kopfschmerzanfall, bei dem er lange vor sich hingewimmert hatte. Seine Aussprache war sonderbar, und sie hatte versucht, ihn zu verbessern, aber er war nicht...


Asimov, Isaac
Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in Sowjetrussland geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Bereits während seines Chemiestudiums an der Columbia University begann er, Geschichten zu schreiben. Seine erste Kurzgeschichte erschien im Juli 1939, und in den folgenden Jahren veröffentlichte er in rascher Folge die Erzählungen und Romane, die ihn weltberühmt machten: die »Foundation«-Erzählungen und die Robotergeschichten, in denen er die drei Regeln der Robotik formulierte. Beide Serien verband er Jahrzehnte später zu einer großen »Geschichte der Zukunft«. Neben der Science-Fiction hat Asimov auch zahlreiche populärwissenschaftliche Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Er starb im April 1992.


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