E-Book, Deutsch, Band 1, 101 Seiten
Reihe: Geheimbund Skarabäus
E-Book, Deutsch, Band 1, 101 Seiten
Reihe: Geheimbund Skarabäus
ISBN: 978-3-96148-814-8
Verlag: dotbooks Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst - über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main. Bei dotbooks veröffentlicht sie: 'SOKO Ponyhof, Band 1: Gefahr in den Ferien' 'SOKO Ponyhof, Band 2: Das gestohlene Gemälde' 'SOKO Ponyhof, Band 3: Die Jagd nach dem Dieb' 'SOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisst' 'ZM - streng geheim, Band 1: Das Geheimnis des alten Professors' 'ZM - streng geheim, Band 2: Grabraub im Tal der Könige' 'ZM - streng geheim, Band 3: Die Sonnenstadt von Ol-Hamar' 'ZM - streng geheim, Band 4: Die Feuerhexe' 'ZM - streng geheim, Band 5: Das Rätsel von Machu Picchu' 'ZM - streng geheim, Band 6: Der Herrscher von Atlantis' 'ZM - streng geheim, Band 7: Die Geisterhand Roms' 'ZM - streng geheim, Band 8: Im Schatten des Dschingis-Khans' Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de
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Kapitel 1
Zu den Gräbern der Pharaonen!
»Kommst du noch auf ein Eis mit?« fragte Jochen. »Geht nicht, leider. Zuhause ist der Teufel los.« Stefan schwang die Tasche mit seinem Turnzeug über die Schulter. »Heiße Diskussionen über meine Zukunft! Mein Vater meint, ich soll ab Herbst in ein Internat.« Jochen blieb stocksteif stehen, um die Nachricht zu verdauen. »Ich dachte, dein Vater ist noch in Schottland?« »Er ist seit gestern zurück. Ganz überraschend. Eigentlich hätte er noch mindestens ein Vierteljahr dortbleiben müssen. Doch er soll die Leitung bei den Ausgrabungen in Sakkara übernehmen.« »He, Moment! Mal langsam zum Mitschreiben. Klar, dein Alter ist Archäologe, soviel habe ich noch in meinem löchrigen Gedächtnis. Aber Sakkara? Noch nie davon gehört! Bildungslücke sozusagen … « Jochen rang die Hände auf die gleiche Art, wie es ihr Erdkundelehrer immer tat, wenn die Schüler beispielsweise nicht auf Anhieb wußten, welcher Fluß durch Bremen fließt. »Sakkara liegt in der Nähe von Kairo«, erklärte Stefan. »In Ägypten also.« »Ägypten?« Jochen horchte auf. »Dort leitet dein Vater Ausgrabungen? Pyramiden, Pharaonen und all das? Mann, finde ich toll!« Stefan schnitt eine Grimasse. »Du weißt ja, wieviel ich mir aus der Buddelei mache. Tagelang im Sand wühlen wegen ein paar Scherben, nee!« »Du interessierst dich wahrscheinlich erst für Archäologie, wenn dein Vater mal nach Japan reist«, spottete Jochen. Stefans Augen leuchteten auf. »Japan, ja … Da würde ich sogar selbst Erde schaufeln! Aber mein Vater ist natürlich selig, daß er den Auftrag in Sakkara bekommen hat. Mit seiner Begeisterung hat er sogar meine Mutter angesteckt. Die will nämlich mit nach Ägypten, zurück in den Beruf, endlich wieder nach Herzenslust graben und schaben … « »Ah, bei mir dämmert’s«, sagte Jochen. »Deswegen sollst du wohl in ein Internat.« »Du hast’s erfaßt.« Stefan schien nicht besonders glücklich. »Vor einem halben Jahr sind wir umgezogen, ich habe endlich ein Zimmer, in dem ich mich rundum wohlfühle, aber jetzt … « »Und Miriam, deine Schwester? Bleibt die auch in München?« wollte Jochen wissen. »Miriam fährt mit. Vater hat zwar Bedenken, weil sie erst zwei ist, aber Mutter meint, eine Trennung kommt nicht in Frage.« Eine Falte erschien zwischen Stefans Augenbrauen. Seine Laune war ziemlich übel. Jochen kannte die Anzeichen. Einer von Stefans berühmten Zornausbrüchen stand bevor. Noch vor einer Viertelstunde hatte der Aikido-Lehrer das »Ruhigatmen« und das »Besinnen auf die Körpermitte« gepredigt, um der Wut keine Chance zu lassen. Doch in Stefans Fall schien es nicht zu funktionieren, oder er hatte die Regeln vergessen. »Kann mir einer verraten, warum ich noch nicht achtzehn bin?« knurrte er und studierte mit finsterer Miene die Anschlagtafel mit den Abfahrtszeiten der Busse. »Noch drei Jahre!« »Tröste dich, bei mir dauert’s noch länger«, seufzte Jochen. »Aber du hast wenigstens keine Archäologen als Eltern!« Jochen schwieg. Sein Vater war in einer Bank angestellt. Kontoauszüge und Kredite waren längst nicht so aufregend wie die Sachen, von denen Stefans Vater manchmal erzählte. Doch Stefan hatte dafür keinen Sinn, zumindest im Moment. »In der Erde buddeln, alte Knochen und Krüge ausgraben, wozu? Für’s Museum?« »Na ja«, erwiderte Jochen lahm, »ich glaube, du siehst das jetzt ein bißchen eng. Schließlich erfährt man durch die Grabungen eine Menge darüber, wie die Menschen früher gelebt haben. Man lernt sozusagen etwas über die Wurzeln der Menschheit … « »Wurzeln ist gut«, sagte Stefan. »Vielleicht findet jemand eines Tages heraus, daß wir mit den Radieschen verwandt sind.« Im selben Moment kam sein Bus, und Stefan stieg ein. »Bis morgen«, rief Jochen ihm nach. Zu spät fiel ihm ein, daß er Stefan eigentlich etwas wegen Mathe hatte fragen wollen. Na, der war ohnehin nicht in Stimmung! Jochen vergrub seine Hände in die Hosentaschen, und als er in die Sonne blinzelte, verwandelten sich die Hochhäuser vor seinem geistigen Auge in Pyramiden … Schon vor der Wohnungstür hörte Stefan das Geschrei. Miriam, seine niedliche Schwester, zeigte den Eltern wieder einmal, was ein Tobsuchtsanfall war. Sie hatte eine unnachahmliche Art, sich auf den Boden zu werfen. Und dieses Gebrüll! Man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, und das war ja auch der Zweck der Übung. Am liebsten hätte Stefan auf dem Absatz kehrtgemacht, doch da summte der Türöffner. Es grenzte an ein Wunder, daß die Eltern das Klingeln trotz Miriams Theater bemerkt hatten. Stefan drückte die Tür auf und ging gleich ins Bad, um sich zu erfrischen. Aber selbst unter der Dusche hörte er noch die Brüllerei, dazwischen die tiefe Stimme des Vaters, der versuchte, das Mädchen zu beruhigen. ›Nervensäge‹, dachte Stefan. Ein Gutes hatte die Aussicht auf ein Internat: Er mußte Miriams Launen nicht mehr ertragen! Als er das Bad verließ, war es im Wohnzimmer endlich ruhig geworden. Die Mutter kam Stefan entgegen. Sie war groß und schlank, eine Frau von Ende Dreißig, sah aber mit ihren kurzen Haaren viel jünger aus. Sie war ein energiegeladener, temperamentvoller Mensch und ließ sich von niemandem so schnell unterkriegen, selbst von Miriam nicht. »Hallo, da bist du ja«, begrüßte Frau Herold ihren Sohn. »Welch wonnige Stille«, bemerkte Stefan und wies mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer. »Habt ihr das Monster geknebelt?« »Miriam spielt mit Bausteinen«, antwortete die Mutter lächelnd. »Übrigens bist du früher keinen Deut anders gewesen. Wie war deine Aikido-Stunde?« »Mäßig. Werner macht noch immer die Vertretung für Yasutaka, und er ist nicht halb so gut wie der Japaner.« »Wie lange dauert es noch bis zu den Sommerferien?« »Gut vier Wochen, warum?« »Na, dann klappt ja noch alles. Ich habe dich schon beim Arzt angemeldet wegen der Malaria-Vorbeugung.« »Malaria?« In Stefan schrillte es Alarm. »Etwa IMPFEN?« Er hatte die düstersten Erinnerungen an spitze Nadeln. »Ist das Bedingung für irgendein Nobel-Internat? Mit mir nicht, danke!« Frau Herold lehnte sich an die Wand, und ihre blauen Augen funkelten. »Du hast also keine Lust auf Ferien in Ägypten? Falls es dich beruhigt: Der Malaria-Schutz beschränkt sich aufs Schlucken von Tabletten.« Das Angebot überraschte Stefan. Blitzschnell erwog er Vor- und Nachteile. Er hatte noch keine konkreten Ferienpläne, die Fahrradtour an der Isar entlang konnte warten, und die Aikido-Schule würde sowieso schließen … Es gab keinen Grund, warum er seine Eltern nicht begleiten sollte. Trotzdem beugte Stefan vor: »Glaubt bloß nicht, daß ihr mich zum Buddeln bringt!« »Das wollen wir auch gar nicht«, beruhigte ihn Frau Herold. Stefan wußte, daß die Eltern manchmal enttäuscht waren, weil er sich nichts aus Archäologie machte. Doch sie hatten versprochen, ihm in der Berufswahl völlige Freiheit zu lassen. Stefans Leidenschaft war nämlich Fotografieren, und es sah nicht so aus, als ob es sich nur um eine vorübergehende Angelegenheit handelte. Auf alle Fälle versprach eine Reise nach Ägypten viele lohnende Motive … »Na, abgeneigt scheinst du nicht«, stellte Frau Herold fest. »Aber wir brauchen ja nicht alles im Flur zu besprechen. Im Moment ist noch nichts endgültig. Dietmar muß erst mit Kairo telefonieren, um wenigstens einige Punkte zu klären.« Wenig später saßen sie beim Kaffeetrinken. Während Miriam den Kuchen zerkrümelte, berichtete Dr. Herold von seinem Aufenthalt in Schottland. »Vier Monate Nässe und Nebel, könnt ihr euch das vorstellen? Und das Ungeheuer von Loch Ness hat sich nicht sehen lassen. Die Taucher haben keine Spur entdeckt. Vielleicht hat die nächste Mannschaft mehr Glück.« »Habt ihr wirklich danach gesucht?« fragte Stefan. »Nur in der Freizeit. Typisch, das interessiert dich. Aber wenn ich dir erzähle, daß wir bei unseren Grabungen auf eine alte keltische Siedlung gestoßen sind, die ein völlig neues Licht auf die Forschung wirft, dann zuckst du nur mit den Achseln.« »Na ja … « »Übrigens habe ich vorhin schon mit drei Schulen telefoniert, wir können sie uns in den nächsten Tagen ansehen. Ein Internat ist wirklich die glatteste Lösung, und wir werden das Beste für dich finden.« Stefans Miene versteinerte sich. Verstand der Vater nicht, daß er wenig Lust hatte, die Schule zu wechseln? Daß er weder seine Freunde noch seine Gewohnheiten aufgeben wollte, vor allem eine Freiheit nicht? »Es sind ja lediglich noch vier Jahre bis zum Abitur«, meinte Dr. Herold. »Vier Jahre sind eine Ewigkeit«, regte sich Stefan auf. »Du rechnest wohl nur nach Jahrtausenden! Vermutlich wär’s dir lieber, wenn ich vor dreitausend Jahren gelebt hätte und nur noch ein paar alte Knochen von mir übrig wären!« »Jetzt übertreibst du«, bemerkte die Mutter. Wenn Dr. Herold zuhause war, gab es häufig Reibereien zwischen Vater und Sohn. Obwohl Stefan wie eine jüngere Ausgabe des Vaters aussah, waren die Unterschiede im Charakter beträchtlich. Dr. Herold hatte eine ruhige, nachdenkliche Art, doch seine kalte Sachlichkeit brachte Stefan manchmal zur Weißglut. Der Vater wiederum verabscheute die unbeherrschten Ausbrüche seines Sohnes. »Ihr funkt einfach nie auf derselben Wellenlänge«, seufzte Frau Herold. »Ob das in Ägypten besser wird?« In diesem Augenblick erwischte Miriam die Kaffeekanne und schleuderte sie fröhlich zu Boden. »Scherben bringen Glück«, sagte Dr. Herold trocken, und Stefan fügte hinzu:...