Arnim | Geschichte des armen Spoleto: Neun Novellen von Achim von Arnim | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 652 Seiten

Arnim Geschichte des armen Spoleto: Neun Novellen von Achim von Arnim

E-Book, Deutsch, 652 Seiten

ISBN: 978-80-268-0399-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: ''Geschichte des armen Spoleto: Neun Novellen von Achim von Arnim' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik. Aus dem Buch: 'Heute war mein Geburtstag, ich bin nun 19 Jahre alt und habe meine Rechtsstudien, mit denen andre kaum in ihrem 24sten Jahr fertig werden, fast beendigt. Ich hoffte jetzt von aller Aufsicht frei zu sein, als mir mein Vater vor vier Wochen den seltsamen französischen Hofmeister schickte, der mir zu beweisen sucht, daß ich noch gar nichts wisse, daß ich noch gänzlich unerzogen sei und meine Lehrjahre nun erst anfangen müsse. Ich berichtete dagegen an meinen Vater, dieser aber zerschmettert alle meine Gründe mit väterlicher Allmacht, befiehlt, mich ganz der Führung des Franzosen zu überlassen, mit dem ich in die Welt eintreten sollte.'
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Raphael und seine Nachbarinnen
Inhaltsverzeichnis

(Briefe an den C. R.) 1. Zu Raphaels Psyche 2. Zu Raphaels Madonnen 3. Zu Raphaels Verklärung (Briefe an den C. R.) Inhaltsverzeichnis
Eure Verwunderung, gnädigster Herr, als ich Raphaels von Mark Anton gestochene, von mir gedruckte Blätter Euch vorlegte: wie der Ernst und das innige, himmlische Wesen dieser Arbeiten sich mit dem Leichtsinne seiner Lebensweise vereinen lasse, gab mir Gelegenheit, viele der lügenhaften Nachrichten über Raphael zu widerlegen, die den Entfernten das reine Licht seines liebevollen Geistes in trüben, höllischen Nebeldunst verhüllen. Ich war ihm nahe bis zu seinem Ende, nahe wie kein andrer in seinem täglichen Lebensverkehr; er war die unschuldigste Seele in dieser verderbten Welt. Ihr nähmet mich beim Wort, Eure Ansicht durch getreue Erzählung alles dessen zu berichtigen, was mir aus meinem vieljährigen Umgange mit ihm und seinen Hausgenossen erinnerlich geblieben. Diesen Bericht, welchen ich nicht ohne schmerzliche Rührung zusammengeschrieben, lege ich Euch jetzt mit dem Wunsche zu Füßen, daß er Euer menschliches Herz dem Manne befreunden möge, welchen Eure Sittenstrenge verdammte. Die Kunst der Malerei nimmt den ganzen Menschen in Anspruch und bildet ihn doch immer nur von einer Seite aus. Der Künstler muß sich beschränken, um nicht zerstreut zu werden in seiner Arbeit; und doch fühlt er leicht nach derselben ein Verlangen nach etwas, das er nicht zu finden weiß und wofür sich ihm der sinnliche Genuß oft naheliegend darbietet. Der Künstler bedarf einer reichen Anschauung des Sinnlichen, um das übersinnliche darin zu unterscheiden, es aufzufassen und darzustellen; aber diese sinnliche Lust wird seine gefährlichste Feindin, wenn er ihr die ganze Seele unterwirft. Er hat nur zwei Wege, zur Ruhe zu gelangen, die seine Arbeit fördert; entweder gänzliche Hingebung in höhere Obhut durch Entsagung und Selbstbekämpfung, welchen Weg die ältesten Maler einschlugen, die meist Klostergeistliche wurden, oder ein flüchtiges Benutzen jeder Gewährung, welche die Welt darbietet, was wenigstens von Zeit zu Zeit Ruhe schenket, obgleich es in immer größere Unruhe zurückstürzt. Diesen letzten Weg führte unsern Raphael die Sinnesart seiner Zeitgenossen; wäre er bei den Seinen geblieben, hätte er gewiß den ersten gewählt. Nie zeigte er sich auf dem Wege seiner Schüler und Nachahmer, die in sinnlicher Lust den Himmel zu stürmen trachten und mit dem Nichtigen die Leere zu füllen wähnen, jene Kluft, die nichts auf Erden zu füllen vermag, weder Kunst noch Wissenschaft mit aller ihrer Prahlerei. Raphael schloß sich der Erde an, ohne ihr anzugehören, sein Kuß war wie ein Abschied eines Engels von der Erde, der sich von ihr im Morgentau entfernt und sich aufwärts zu den ewigen Gestirnen erhebt. Es quält mich innerlich, daß ich Euch nur so wenig aus der Fülle von Erinnerungen aufzuschreiben verstand, die alle Wände meiner Seele, wie die Namen der Pilger jenes Haus in Loretto, bedecken. Aber diese Wände, diese geheiligten Gedächtnistafeln sind mit Raphaels Tod wie durch ein Erdbeben zerrissen; auch ist mein irdisches Haus zu sehr mit lärmenden Druckerpressen angefüllt, als daß ich viel von jener himmlischen Nachbarschaft mit ihm im Zusammenhange denken und schreiben könnte. Mußte doch selbst Raphael seine himmlische Nachbarin über die irdische Hausgenossin vergessen, wie Ihr dies ausführlich in meinem Berichte finden werdet. Zugleich erfüllt dieser Bericht Euren Befehl, Euch die Entstehung und Bedeutung einiger Werke Raphaels zu erklären, wobei ich als Kupferstichhändler bitten muß, Eure Bestellungen recht bald an mich ergehen zu lassen, weil die ersten Abdrücke dieser Bilder immer seltener werden und, von den Sammlern immer fester gehalten, nicht oft in den Handel zurückkehren. Denn jeder möchte etwas von Raphael bewahren; aber das Beste von ihm bewahre ich in meinem Herzen, und das ist mir um keinen Preis feil. 1. Zu Raphaels Psyche Inhaltsverzeichnis
Ihr rühmtet mir den Mark Anton, als ich Euch diese Blätter vorlegte. Nein, meinen Raphael müßt Ihr preisen wegen dieser kaum geöffneten Knospen, aus denen Gedanken der Engel, wie Blätter eines neuen Frühlings, zu Tage kommen. So liegt nun die Geschichte der Psyche und des Amor vor Euch wie ein Rätsel, das jeder einmal in seinem Leben lösen soll. – Er zeichnete das meiste selbst auf die Platten, darum ist kein Strich bloße Zierat, sondern jeder gehört zum Ganzen. Mark Antons feste Hand fuhr treulich mit dem Grabstichel nach; mein starker Arm drückte alles mit einer neuen, verbesserten Presse deutlich aus; mehr Verdienst als diese Presse haben wir beide nicht erworben. Raphael wußte von allem so sichern Bescheid zu geben, daß er jeden andern so gut, wie uns, zu diesem Geschäfte zugestutzt hätte; auch wäre ich unter seiner Leitung gewiß ein tüchtiger Maler, wie Julio Romano und Franz Penni, seine Schüler und Gehilfen bei vielen Arbeiten, geworden; denn er sagte mir oft, ich sei der einzige, der ihm ein verständiges Wort und einen guten Rat bei seiner Arbeit zu geben verstehe. Aber mein einziges Bestreben war, ihm als Diener ganz nahe zu stehen. Ja, das weiß ich, so nahe war ihm keiner; durch ihn malte ich auch gewissermaßen, indem ich alle Sorge von ihm abzulenken suchte, die ihn in der Arbeit stören konnte. Und dann, wie viele andre Störer habe ich von ihm abgewiesen; wie manche Liebesbriefe habe ich unterschlagen, wie manchen kunstrichterlichen Kardinal zum Hause hinausgedrängt, als ob ich trunken wäre, und ließ ihn nachher schelten, wenn ich bei ihm verklagt wurde. Ich machte ihm seine Lebensweise so fröhlich und bequem, als es sein Herz verlangte, belief alle seine Liebschaften mit saurer Mühe, schrieb ihm Sonette, dem liederlichen Aretin zum Trotz, wand Blumenkränze zu seinen Festen, illuminierte Inschriften, drehte Feuerwerke, setzte künstliche Springbrunnen, stellte lebende Gemälde zusammen aus allem Lumpengesindel, das sich zu meiner Familie rechnete, seitdem ich Raphaels abgelegte Kleider trug. Wir hatten gegeneinander keine Eifersucht und gönnten einander gern eine Freude. Sein Rufen war mein stetes Horchen, wonach ich meine Ohren im Gerolle der Presse spitzte; sein Lob war mein Lohn und ging mir über alles Geld, das ich beim Verkaufe der Kupferstiche verdiente, und wovon er nichts für seine Mühe annehmen wollte. Doch, damit nicht alles sich kreuz und quer durcheinander schraffiert, will ich ordentlich vom Anfange ausgehen, wie ich zu Raphaels Bekanntschaft gekommen und zu einem Menschen geworden, nachdem ich lange bloß ein zweibeiniges Tier gewesen. Es war im Frühjahr 1508 nach der Geburt unsres Herrn und zwölf Jahre vor dem frühzeitigen Hinscheiden unsers Raphael, als dieser Komet am Malerhimmel unruhig aus der Camera della Segnatura im Vatikan, wo er die Decken mit symbolischen Figuren verherrlichen sollte, ins Freie hinaustrat und überall umblickte, weil ihm das Modell ausgeblieben, nach welchem er das Bild der Poesie berichtigen wollte. Ich mußte wohl auch meinen Stern haben, weil ich zu der Zeit gerade da stand und ihn in Lumpen anbettelte, die meine Blöße noch deutlicher machten, weil meine verbrannte Haut leicht für ein wohlpassendes Kleid angesehen werden konnte. Übrigens war ich wohlgenährt und lebte besser als mancher fleißige Arbeiter; meine Eltern hatten mich aber von Jugend an so ausstaffiert, weil mein wohlgewachsener Körper so mitwirkte, das Mitleid der Leute zu erregen. Auch an diesem bedeutenden Tage schien diese vom Himmel mir gnädig verliehene Gestalt noch mehr zu wirken als mein andächtig hergemurmeltes Gebet. Raphael sah mich sinnig an, und statt nach Geld in seine Tasche zu greifen, faßte er meinen Kopf, drehte mich nach allen Seiten wie eine Puppe um, riß mir die Lumpen ab, die mich umhingen, und rief: »Bei allen Heiligen, ein besseres Modell, als ich je gehabt habe!« Ohne Umstände führte er mich in sein Studienzimmer, gab mir eine Stellung und zeichnete nach mir eine Gestalt, die doch ganz anders aussah als ich und dabei gar eine Weibsperson war. Alles das hätte mir wie Zauberei vorkommen können, wäre ich nicht von Jugend auf ein sehr witziger Knabe gewesen; auch machte der gute Lacrimä-Christi-Wein, den er mir einschenkte, daß mir alles ganz christlich und natürlich schien. Nun kann ich Euch gar nicht beschreiben, wie mir der Mann gleich in der ersten Stunde so überaus wohlgefiel. Es lag da Geld herum auf dem Tische, er gab darauf nicht Achtung; ich hätte es ihm nehmen können, aber ich unterließ es gegen meine damalige Gewohnheit. Es war keine Art Schein oder Zerstreuung in ihm; er leuchtete immerfort im Vollgenusse seiner Ewigkeit, und seine Augen leuchteten, weil sie alle Strahlen in sich sogen. Und als er mich mit einem großen Geldstücke fortschicken wollte, fiel ich auf ein Knie nieder, umfaßte die seinigen und schwor ihm, daß ich ihm ohne Lohn die niedrigsten Dienste verrichten wolle, und daß keine Gewalt mich von ihm zu trennen imstande sei. Er wollte mich von sich stoßen; aber ich hielt seine Füße fest umklammert. Dann besann er sich und sprach: »Dein Eifer, mir zu dienen, ist seltsam, wenn er nur dauert. Brauchen könnte ich dich schon; meine Arbeiter verlassen mich manchmal, um ihrem Vergnügen nachzugehen; da mußt du Farben reiben, Pinsel auswaschen, mußt umherlaufen mit Bestellungen und stundenlang ohne Verdruß in den beschwerlichsten Stellungen Modell stehen.« Ich schwor ihm, das alles werde mir leicht scheinen, nachdem ich so viele Jahre das beschwerliche...


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