Antenhofer / Schober | Tiroler Heimat 84 (2020) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 84, 422 Seiten

Reihe: Tiroler Heimat

Antenhofer / Schober Tiroler Heimat 84 (2020)

Zeitschrift für Regional- und Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols

E-Book, Deutsch, Band 84, 422 Seiten

Reihe: Tiroler Heimat

ISBN: 978-3-7030-6553-8
Verlag: Universitätsverlag Wagner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die "Tiroler Heimat" ist die traditionsreichste wissenschaftliche Zeitschrift, die sich der Geschichte und Kultur der historischen Region Tirol widmet. Die Zeitschrift wurde 1920 vom Historiker und Volkskundler Hermann Wopfner begründet, um nach der kurz zuvor erfolgten Grenzziehung, die Tirol teilte, die kulturhistorische Verbindung zwischen den Landesteilen aufrechtzuerhalten. Als Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde sollte die "Tiroler Heimat" Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grenzüberschreitend die Möglichkeit bieten, ihre historischen und ethnologischen Studien zur Tiroler Landesgeschichte vorzustellen. Der Themenschwerpunkt hat sich seither ausgedehnt und umfasst im weitesten Sinne Beiträge zu Geschichte und Kultur Nord-, Ost- und Südtirols. Methodische und inhaltliche Vielfalt sowie ein hoher wissenschaftlicher Standard, der Landes- und Regionalgeschichte in einen überregionalen, europäischen Rahmen einbettet, kennzeichnen die Arbeitsweise. Jeder Band enthält zudem einen ausführlichen Besprechungsteil, in dem aktuelle Publikationen mit Tirolbezug rezensiert werden.

IIm 84. Band begibt sich Jubilar Josef Riedmann auf eine Reise ins Tirol des Jahres 1428, die ihn u.a. zu den Ursprüngen des Zillertaler Gauderfestes führt, während Barbara Denicolò Essen und Trinken am zeitgenössischen Hof Herzog Friedrichs IV. darstellt. Daneben gibt es Beiträge zur neueren Geschichte Tirols, darunter eine Analyse der medialen Darstellung von Tiroler Frauen in Stadt und Land während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg.
Der Schwerpunkt des Hefts ist diesmal dem Thema „Fremderziehung“ gewidmet. Behandelt werden u.a. die Debatten um die ersten Kindergärten in Tirol um 1900, aber auch die Sammeldeportation von Insassen aus dem Milser St. Josefs-Institut nach Schloss Hartheim im Rahmen der Aktion T4 im Nationalsozialismus.

INHALT VON BAND 84/2020

Josef Riedmann: Eine Reise durch Tirol im Jahre 1428. Mit einem Exkurs über die Ursprünge des Gauderfest in Zell am Ziller
Barbara Denicolò: Essen und Trinken am Hof Friedrichs IV.
Tobias Pamer: „wan(n) das ewr gnad horen wil“ – Der Rotulus des Peter von Spaur. Ein Zeugnis zur kriegerischen Auseinandersetzung und politischen Kommunikation der Spaurer Fehde
Elena Taddei: Vom Trentino über Tirol an den Kaiserhof: Die steilen Hofkarrieren von Dario und Ferdinando Castelletti, Herren von Nomi als Beispiel für Eliten am fürstlichen Hof – Forschungsaufriss und -desideratum
Florian Messner: Der Henker und sein Richtschwert. Ein einschneidender Aspekt des Tiroler Strafvollzuges in der Neuzeit
Hansjörg Rabanser: „Sonders hab ich nicht leicht was schöners gesehn […]“– Die Reise von Andreas Alois Dipauli von Pavia in die Heimat (1785)
Isabella Brandstätter: Frauen in Tirol in Stadt und Land 1916 bis 1925: Eine Printmedienanalyse

Themenschwerpunkt Fremderziehung:

Ulrich Leitner: Einführung in den Themenschwerpunkt
Daniela Steinberger: Außerfamiliäre Kleinkinderbetreuung um 1900. Der Tiroler Kulturkampf und die Entstehung erster Kindergärten am Fallbeispiel Telfs
Elisabeth Gruber: Euthanasie in Tirol: Die Sammeldeportation vom Milser St. Josefs-Institut zur Euthanasietötungsanstalt Hartheim
Ulrich Leitner: Wiedererzählen als Erinnerungspraktik. Mehrfacherzählungen und ihre erinnerungs- und gedächtnispolitische Relevanz in der Aufarbeitung der Heimgeschichte

Forum
Emanuele Curzel/Christina Antenhofer: Projektbericht: 100 Jahre Regionalgeschichtsforschung im historischen Tirol
Christina Antenhofer/Mercedes Blaas/Richard Schober: Josef Riedmann zum 80. Geburtstag
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Weitere Infos & Material


Die Versorgung des landesfürstlichen Hofs in Innsbruck unter Friedrich IV. von Tirol
BARBARA DENICOLÒ Gewidmet Klaus Brandstätter als Dank für das Thema und die Türen, die er mir geöffnet hat. 1. Einleitung Herzog Friedrich IV. von Österreich (1382/83–1439), ab 1406 Graf von Tirol, ist vor allem unter seinem Beinamen mit der leeren Tasche eine der bekanntesten historischen Gestalten des Tiroler Mittelalters, mit deren Leben und Wirken zahlreiche Sagen, Legenden und Anekdoten verknüpft sind.1 Dieser Beiname prägte das Herrscherbild bis in die Gegenwart, sodass Friedrich IV. – auch aufgrund der vorhandenen, allerdings mittlerweile in die Jahre gekommenen Literatur – landläufig als notorisch mittelloser und pfennigfuchsender Landesfürst ohne nennenswerte politische Kompetenz gesehen wurde. Meistens wird die Entstehung des Beinamens mit dem Konzil von Konstanz sowie mit den durch Friedrichs Flucht und Ächtung hervorgerufenen Machtkämpfen in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist er jedoch erstmals in der 1533 gedruckten Topographie Österreichs des Humanisten Johannes Cuspinian nachgewiesen und fand erst im 17. Jahrhundert weitere Verbreitung.2 Heute wird eher davon ausgegangen, dass die Bezeichnung ursprünglich ironischer Natur bzw. ein Spottname gewesen sei. Denn jüngere Forschungen haben gezeigt, dass Friedrich IV., insbesondere nachdem er seine Herrschaft in Tirol gefestigt hatte, trotz einiger Phasen finanzieller Schwierigkeiten offenbar nie wirklich mittellos, sondern vielmehr die letzten Jahrzehnte seines Lebens einer der reichsten Fürsten seiner Zeit war und somit dazu beitrug, dass sein Sohn Sigmund mit dem Beinamen der Münzreiche in die Geschichte eingehen konnte.3 Im Vergleich zur üppigen Hofhaltung seines Sohnes, die wohl auch zu dessen Überschuldung und Absetzung beigetragen hat, wurde Friedrichs Hof stets als eher klein und sparsam beschrieben. Die sogenannte Tischordnung sowie andere Quellen zeigen jedoch, dass Friedrich zumindest in Innsbruck einen sehr umfangreichen Hofstaat um sich scharte, der für die Stadt Innsbruck und das Umland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor gewesen sein musste.4 Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit dem Hof Herzog Friedrichs IV. und dessen Versorgung nach der Residenzverlegung von Schloss Tirol bei Meran nach Innsbruck ab 1420 und stützt sich dabei vor allem auf die aus dieser Zeit erhaltenen Rechnungsbücher: Nach einem kurzen Abriss der historischen Rahmenbedingungen wird der Innsbrucker Hof ausgehend von der sog. Tischordnung in seiner Größe, Zusammensetzung und Bedeutung charakterisiert. Über dessen Verpflegung geben unter anderem die landesfürstlichen Rechnungsbücher Auskunft, die zahlreiche Informationen zur Versorgung des Hofes mit den verschiedenen Nahrungsmitteln und Getränken enthalten. Um die Rechnungsbücher als Quelle für spätmittelalterliche Alltagsgeschichte und Realienkunde nutzen zu können, wird zudem kurz ihre Struktur und Funktionsweise erläutert sowie ein Einblick in die Verwaltung Tirols im Spätmittelalter gegeben.5 Dieser Beitrag versteht sich als Fortsetzung eines 2018 erschienenen Beitrags über die Versorgung des landesfürstlichen Hofes auf Schloss Tirol.6 2. Forschungsstand „Herzog Friedrich IV. ‚mit der leeren Tasche‘ gehört zu den zwar populären, in Tirol aber, im Unterschied zum alten vorländischen und zum eidgenössischen Raum, [...] letztendlich immer noch wenig erforschten Landesfürsten.“7 Als ausführlichste Biographie gilt bis heute Tirol unter Friedrich von Österreich von Clemens Graf Brandis aus dem Jahre 1823. Auch Beda Weber schildert Friedrich ohne ausreichend kritische Distanz zu mythischen und ideologischen Überfärbungen Friedrichs als Bauernfreund und Förderer der Einigung Tirols.8 „Eine zusammenfassende Beurteilung seiner Persönlichkeit und seiner Rolle in der Geschichte Tirols ist [...] weiterhin ausständig“,9 schreibt Michail Bojcov 1999, ebenso sei auch der Innsbrucker Hof des 15. Jahrhunderts – abgesehen vielleicht vom Hof Sigmunds10 – trotz guter Quellenlage noch weitgehend unerforscht. In den letzten zwanzig Jahren entstanden allerdings zu einzelnen Aspekten einige Aufsätze sowie mehrere Diplomarbeiten an der Universität Innsbruck, von denen die meisten von Klaus Brandstätter verfasst bzw. betreut wurden.11 Ab 2015 erschienen rund um das Jubiläum der Eroberung des Aargaus bzw. des Konstanzer Konzils einige Publikationen, die vor allem auf Friedrichs Rolle in den Vorlanden und auf dem Konzil eingehen.12 2018 widmete das Südtiroler Landesmuseum Schloss Tirol Friedrich IV. die Ausstellung Fridericus Dux Austriae. Der Herzog mit der leeren Tasche, veröffentlichte einen Katalog dazu13 und organisierte 2017 die Tagung Herzog Friedrich IV. von Österreich, Graf von Tirol (1406–1439). Die Tagungsergebnisse wurden in einem Aktenband veröffentlicht, dessen Ziel es war, „unseren derzeitigen Kenntnisstand in multiperspektivischem Zugriff auf den Punkt zu bringen und wissenschaftliche Grundlagen für eine weitere, vertiefte Beschäftigung mit Friedrich und seiner Zeit zu schaffen“.14 Dieses Forschungsdefizit zeigt sich auch auf Ebene der Quellenbearbeitung: Während die sogenannten älteren und jüngeren Tiroler Rechnungsbücher aus der Zeit der Meinhardiner bzw. der Nachfolger Friedrichs bereits in ersten Ansätzen bearbeitet wurden, fristeten die zehn Rechnungsbücher, die aus der Regierungszeit Friedrichs IV. erhalten sind, eher ein Schattendasein zwischen diesen beiden umfangreichen und inhaltlich sehr ergiebigen Korpora. Aktuell finden sie gemeinsam mit den anderen Rechnungsbüchern der Grafen von Tirol jedoch in Forschung wieder Beachtung.15 Schließlich ist dieses Ungleichgewicht auch in Bezug auf die beiden Residenzorte festzustellen: Zahlreiche überwiegend archäologische Publikationen beschäftigen sich mit der alten und ursprünglichen Residenz auf Schloss Tirol und vermitteln umfangreiche Erkenntnisse zu Wohn- und Wirtschaftsgebäuden des Hoch- und Spätmittelalters. Nur wenige Forschungsergebnisse aus jüngerer Zeit sind hingegen zu den Anfängen der landesfürstlichen Residenz in Innsbruck greifbar.16 3. Quellenlage Um den Hof Friedrichs IV. und seine Versorgung zu untersuchen, kann man auf verschiedene Quellen zurückgreifen. Neben vielfältigem urkundlichen Material gibt es zahlreiche Quellen verwaltungs- sowie wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Inhalts, Urbare und Steuerverzeichnisse, Hofordnungen sowie die wohl bedeutendste Quellengattung in diesem Zusammenhang, die Rechnungsbücher. 3.1 Rechnungsbücher17 Rechnungen und Rechnungsbücher gehören zu jenem Quellenmaterial, das einen Ist-Zustand fürstlicher, aber auch nicht-adeliger Lebenswelten greifbar machen kann. Sie bedürfen aber der Kontextualisierung und Ergänzung durch andere Quellen.18 Im Mittelpunkt dieses Aufsatzes steht ein Teil der zehn erhaltenen Rechnungsbücher Herzog Friedrichs IV. von Tirol, welche sich über die Jahre 1413 bis 1436 erstrecken. Die sog. älteren Rechnungsbücher der Grafen von Tirol endeten bereits 1350, die sog. jüngeren, welche bis weit in die Neuzeit hinein jährlich alle Einnahmen und Ausgaben genau verzeichnen, setzten erst 1460 ein. Die Rechnungsbücher Friedrichs können zu zwei zeitlich zusammenhängenden Gruppen mit je fünf Büchern zusammengefasst werden. Zwischen der ersten und zweiten Gruppe besteht eine mehrjährige Lücke, die mit der Residenzverlegung zusammenfallen dürfte. Da es im Folgenden um den Hof in Innsbruck geht, werden hier nur die letzten fünf der erhaltenen Rechnungsbücher näher behandelt.19 Diese fünf Rechnungsbücher umfassen jeweils bis zu vier Jahre und decken dennoch die betreffende Zeitspanne nicht vollständig ab. Eine jährliche Abrechnung scheint noch nicht durchgängig üblich gewesen zu sein. Vergleicht man die Rechnungsbücher mit den älteren und den jüngeren Tiroler Raitbüchern, stellt man zudem fest, dass sie „mit der Fülle der dort enthaltenen Informationen nicht mithalten“ können, wie Klaus Brandstätter mit Verweis auf die jüngeren Rechnungsbücher von Friedrichs Sohn Sigmund dem Münzreichen formuliert.20 Insbesondere auf der Ausgabenseite sind sie weniger ergiebig, da sie sehr oft nur sporadische bzw. allgemein formulierte Angaben enthalten. Während Urbare den landesfürstlichen Grundbesitz und die Einnahmen aus diesen Gütern dokumentieren, dienten die Rechnungsbücher der Evidenthaltung und Kontrolle von Finanzgebarungen sowohl der zentralen Finanzbeamten wie auch der lokalen Amtsträger und vermittelten so einen Überblick über die finanzielle Situation der Gerichte, Zölle und Regalien. Indem bei Ausgaben häufig die Gründe und die Urheber der Aufträge verzeichnet wurden, dienten sie auch der Legitimation. Zum einen wurden in ihnen die tatsächlichen Ist-Einnahmen der verschiedenen Ämter verzeichnet, zum anderen auch deren Ausgaben, die im Namen des...


CHRISTINA ANTENHOFER, Univ. Prof. MMag. Dr., seit 2018 Universitätsprofessorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Salzburg; zuvor assoziierte Professorin für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Mittelalters und der Renaissance mit Schwerpunkten auf der Geschichte Tirols, des süddeutschen und oberitalienischen Raums.

RICHARD SCHOBER, tit. ao. Univ.-Prof. Dr., 2003–2010 Direktor des Tiroler Landesarchivs. Forschungsschwerpunkte und zahlreiche Publikationen zu den Themenbereichen Neuere Österreichische Geschichte (16.–20. Jahrhundert) und Tiroler Geschichte.


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