Roman
E-Book, Deutsch, 190 Seiten
ISBN: 978-3-641-01745-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Vorbereitungen zur Verlobungsfeier von Dr. Katja König und Bruno Bauer laufen auf Hochtouren. Da taucht plötzlich Bruno Bauers Exfrau Sonja auf: Sie will es wegen des gemeinsamen Sohnes mit Bruno noch einmal versuchen. Für Dr. Katja König ein Schock – den sie allerdings kaum verarbeiten kann, weil ein offensichtlicher Hypochonder sie voll in Beschlag nimmt. Als der allerdings plötzlich einen Herzinfarkt erleidet, will er Dr. Katja König verklagen …
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Chapter 1;6
2;Chapter 2;20
3;Chapter 3;34
4;Chapter 4;42
5;Chapter 5;47
6;Chapter 6;54
7;Chapter 7;63
8;Chapter 8;71
9;Chapter 9;74
10;Chapter 10;81
11;Chapter 11;92
12;Chapter 12;100
13;Chapter 13;107
14;Chapter 14;114
15;Chapter 15;122
16;Chapter 16;134
17;Chapter 17;139
18;Chapter 18;144
19;Chapter 19;148
20;Chapter 20;157
21;Chapter 21;163
22;Chapter 22;167
23;Chapter 23;176
24;Chapter 24;181
25;Chapter 25;183
(S. 5-8)
Seine Finger tasteten vergebens nach der Post. Der Briefkasten war leer. Da half es auch nicht, dass Bruno Bauer sich bückte, um hineinzuschauen. Noch nicht einmal die Werbepostille vom Supermarkt lag drin. Bestimmt hatte Rosi sich den Prospekt unter den Nagel gerissen, zumal die restliche Post ja bereits in der Küche lag, von der Haushälterin eingehend durchsucht. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Rosi den Absender eines Briefes kannte, noch ehe der eigentliche Empfänger die Zeilen zu Gesicht bekommen hatte. Sie war nun mal schrecklich neugierig. Aber das störte Bruno Bauer nicht weiter, pflegten die Bewohner der alten Fabrikantenvilla doch ein sehr offenes Verhältnis untereinander. An ders wäre das harmonische Zusammenleben von drei Generationen unter einem Dach auch gar nicht zu bewerkstelligen gewesen.
Trotzdem gab es Grenzen. Sie verliefen dort, wo die Privatsphäre eines jeden Einzelnen berührt war. Ohne anzuklopfen das Zimmer eines anderen zu betreten, das gab es genauso wenig wie das Lauschen an geschlossenen Türen. An diese Regeln hielt sich Rosi ebenso wie der siebzigjährige Bernd König und Bruno Bauers Sohn Paul, der zwei Tage zuvor seinen elften Geburtstag gefeiert hatte. Noch immer war der Junge enttäuscht darüber, dass seine Mutter an jenem Tag nichts von sich hatte hören lassen. Aber vielleicht war ja in dem Dorf, in dem sie lebte, die Telefonleitung gestört. Das war schon häufiger passiert.
Während der elf Monate, in denen Sonja nun schon als Lehrerin im Dschungel Zentralafrikas arbeitete, hatte sie bestimmt ein Viertel der Zeit ohne Telefon auskommen müssen. Bruno Bauers Hoffnung war nach wie vor, dass sie geschrieben hätte, der Brief aber noch nicht angekommen wäre. Daraus erklärte sich auch seine Ungeduld beim Sichten der Post. Er wollte seinen Sohn nicht traurig sehen. Paul konnte schließlich nichts dafür, dass seine Eltern geschieden waren, seine Mutter sich in den Regen wald zurückgezogen hatte, um ihr inneres Gleichgewicht zu finden. Zu manchen Zeiten hätte Bruno Bauer sich auch am liebsten davongemacht.
Damals, als Paul mit Leukämie im Krankenhaus gelegen und kaum Hoffnung auf Heilung bestanden hatte. Dennoch war er geblieben, nicht zuletzt weil er stets an Dr. Katja König und ihre Fähigkeiten geglaubt hatte. Dabei waren sie zu jener Zeit noch gar kein Paar gewesen. Dass die Ärztin etwas ganz Besonderes war, nicht nur ihrer attraktiven Erscheinung wegen, war Bruno Bauer indes schon bei der ersten Begegnung klar gewesen. Professor Ludwig Winter hatte die von einer mehrjährigen Fortbildung aus den USA zurückgekehrte Medizinerin ihm, dem neuen Verwaltungsdirektor der Klinik am Park, in seinem Büro vorgestellt.
Er erinnerte sich noch ganz genau an ihren festen Händedruck und daran, dass er sich insgeheim gefragt hatte, wie solch zarte Finger es schaff ten, ein Skalpell zu führen. Als Oberärztin der Chirurgie stand Katja König fast täglich im Operationssaal, bei manchen Eingriffen bis zu sieben Stunden am Stück. Bruno Bauer bewunderte ihre Leistungsfähigkeit, ihr Engagement. Er hätte nie Arzt werden können, fiel beim Anblick von Blut in Sekundenschnelle in Ohnmacht.