E-Book, Deutsch, 284 Seiten
ISBN: 978-3-96544-506-2
Verlag: Karina Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heike Altpeter, geb. 11.09.1959 - eine Frau mit vielen Talenten. Vor sechs Jahren 'entdeckte' die Ehefrau undMutter zweier Kinder, ihre Liebe zum Schreiben. Nach ihrer Tätigkeit als Arzthelferin, Trainerin für Coronar-, Diabetiker- und paVK-Sport, gelernte medizinische Fußpflege und Personalsachbearbeiterin wechselte sie krankheitsbedingt die Perspektive und verfasste sie als Frührentnerin ihren ersten (übersinnlichen) Roman. Das war die Geburtsstunde der Autorin Heike Altpeter. Heute widmet sie sich fast ausschließlich ihrer schriftstellerischen Passion. Geblieben ist die Vielfältigkeit ihres Schaffens: Mal schreibt sie Reime und Sprüche, mal Gedanken und Romane die im Saarland, ihrer geliebten Heimat spielen sowie einen Tatsachenbericht auf der Basis einer wahren Begebenheit.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1 – Ideen und Sprüche
„Guten Morgen, Schlafmütze.“ Martin weckte mich. „Guten Morgen, Schatz, wie spät ist es?“ Verschlafen rieb ich mir die Augen. „Sieben! Ich habe mir schon mal Kaffee gemacht und muss jetzt gleich los. Soll ich heute Abend wieder vorbeikommen?“ Seine Augen sprachen Bände. Als Postbote musste er pünktlich aus dem Haus. Schade eigentlich! „Danke für die Nacht!“ Genüsslich räkelnd lächelte ich ihn an: „Wird vielleicht nicht notwendig sein. Aber ich melde mich, wenn ein Geist an meine Tür klopft.“ Ein geheimnisvolles Lächeln huschte über meine Lippen. Ich war hinreißend – zumindest wollte ich so wirken. „Na, dann! Ich wünsch dir einen schönen Tag, und ruf mich an. Hörst du?“ Ein letzter besorgter Blick in meine Richtung, und Martin entschwand. Es war Zeit – ich stand auf. Seine Anwesenheit hatte mir zu einer relativ ruhigen Nacht verholfen, wenn ich von den gelegentlichen Schnarchern absah. So nahe hatte ich noch nie neben einem Mann geschlafen. Bei dem Gedanken lief ein erregender Schauer über meinen Rücken. Sein Geruch hing noch für einen Moment in meiner Nase. Die Dusche spülte alles weg. Ich hatte noch genügend Zeit zum Frühstücken. Währenddessen kamen die Erinnerungen an gestern zurück. In der Hoffnung, dass so etwas nicht wieder passieren würde, trank ich meinen Tee, dachte über Sabines Ausführungen nach und versuchte noch einmal, ihr Ritual gedanklich durchzugehen. Es war schon merkwürdig, was ich in den letzten Tagen alles erlebt hatte. Wenn das damit gemeint war, dass ich noch meine Fähigkeiten entdecken würde? Na, dann gute Nacht! Zu Fuß machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Ein kleiner Bummel entlang der Schaufenster, die den Fußweg zum St. Johanner Markt säumten, sollte meinen Morgen bereichern. Mich beschlich wieder dieses seltsame Empfinden, nicht allein zu sein. Natürlich! Der Marktplatz war voller Menschen, aber das war es nicht. Es saß weiter oben, im Nacken und fühlte sich sonderbar kalt an. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und schlenderte von einem Schaufenster zum nächsten und betrachtete dabei den Markt aus dieser Perspektive. Das Gefühl blieb. Plötzlich glaubte ich, in einer der Scheiben einen weißen Schatten zu sehen. Sofort drehte ich mich um. Außer den normalen Menschen konnte ich nichts Absonderliches entdecken. „Du bist hysterisch“, in dem Versuch, mich selbst zu beruhigen, redete ich leise vor mich hin und lief unruhig weiter in Richtung Esoterik-Laden. Anders konnte ich es mir einfach nicht erklären. Ständig sah ich mich um. Litt ich unter Verfolgungswahn? Ich beschleunigte unbewusst meinen Gang, um rascher am Ziel anzukommen. Die Gemütlichkeit war mit einem Schlag vorbei. Mit einem letzten Blick vergewisserte ich mich, dass ich allein meinen Laden betrat. „Hallo! Schon so früh da?“ Sabine stand im Nebenzimmer und brühte Kaffee auf. „Ja! War schon beizeiten wach. Gibt’s was Neues?“ Ich ging in den hinteren Teil des Ladens und ließ meine Handtasche unter dem Tresen verschwinden. „Nein! Heute war noch niemand da. Ist ja auch noch zu früh dafür.“ Sabine betrachtete mich. „Ich verstehe, du meinst, ob noch was durch die Luft geflogen ist seit gestern.“ Ich nickte und warf ein Auge auf die Bücherecke. „Nein. War alles so, wie wir es gestern Abend verlassen haben. Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Hast du gut geschlafen nach alldem?“ „Geht so. Ich hab doch tatsächlich Martin angerufen. Ach so, den kennst du ja noch nicht. Martin ist ein Freund von mir. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten. Gestern Nacht hat er, auf mein Bitten hin, bei mir übernachtet.“ „Aha! Also nur ein Freund?“ Sie zog eine Augenbraue nach oben. „Was du schon wieder denkst. Da läuft nichts zwischen uns. Wir sind nur Freunde. Ich hätte auch gerne eine Tasse, wenn du fertig bist“, rief ich im Umdrehen und ging zur Leseecke. Diese Ruhe hier – irgendwie beängstigend! Es musste mehr Action in meinen Laden: „Sabine, kommst du mal!“ Sie kam mit zwei Tassen und setzte sich neben mich. „Hier, dein Kaffee. Was gibt’s?“ „Du hast nicht meine Gedanken gelesen?“ Meine Augen beobachteten ihre. „Nein, wieso? Das mache ich nur, wenn ich mich auf dich konzentriere. Also nur, wenn es wichtig ist. Warum hast du also gerufen?“ Sabine trank den ersten Schluck. „Kinder, ist der heiß, Vorsicht, verbrenn dir nicht den Mund. Ich glaube, ich bekomme Blasen an den Gaumen. Scheiße noch mal!“ Sabine fluchen zu sehen war etwas Neues. Selbst ihre liebliche Stimme klang zornig. „Ist´s schlimm? Lass mich mal sehen.“ Ich stand auf, beugte mich über sie und sah in ihren geöffneten Mund. Herrliche weiße Zähne. Einer wie der andere, keine Füllungen – einfach makellos: „Ein bisschen gerötet. Blasen kann ich nicht sehen. Wird schon wieder.“ „Schön, dass dir mein Mund gefällt. Erzählst du mir jetzt, was in deinem Kopf herumgeht?“ Sie blies stärker in ihren Kaffee, um ihn zu kühlen und sah mich von unten herauf an. Ich setzte mich wieder. Nachdenklich genoss ich meinen Kaffee in kleinen Schlucken. „Was würdest du sagen, wenn wir hier, in dieser Ecke, so was wie eine Tee-Lesestube einrichteten? Wir könnten in einem Samovar Tee zubereiten und vielleicht auch Gebäck dazu anbieten. Die Kunden könnten dann gegen einen Obolus gemütlich in unseren Büchern stöbern und sich mit uns über das Gelesene unterhalten. Stelle ich mir schön vor.“ Umgeben von Lesern sah ich mich schon hier sitzen und meinen Tee schlürfen. Sabine war nicht abgeneigt und hatte so ein gewisses Funkeln in ihren Augen, das mir gefiel: „Es käme auf einen Versuch an. Ich finde deine Idee nicht schlecht. Vielleicht kommt dann etwas frischer Wind in die Bücherecke. Machen wir es doch so, dass wir für nächste Woche das Ganze als Event anbieten.“ Wir hatten jede Menge Ideen. „Wir könnten eine lange Lesenacht organisieren.“ „Oder, Leser empfehlen Bücher für Leser.“ „Genau, oder Esoterik leicht gemacht.“ Während unserer geistigen Ergüsse schweifte mein Blick durch den Raum und blieb an einem handgeschriebenen Zettel gegenüber der Eingangstür hängen. „Was ist das für ein Blatt, Sabine?“ „Das an der Tür?“, sagte sie ganz beiläufig. „Ja, das meine ich. Das war gestern aber noch nicht da.“ Blinzelnd versuchte ich, es zu lesen. Es war so weit – ich brauchte eine Brille. „Hilfe, ich werde alt!“ „Was steht dort?“ Von hier hinten konnte ich es beim besten Willen nicht lesen und stand auf. In blauer Schrift waren mehrere Worte untereinander geschrieben, so dass es optisch ein Quadrat ergab. Ich las: S A T O R A R E P O T E N E T O P E R A R O T A S „Was ist das? Verstehe ich nicht.“ Sabine war aufgestanden und kam zu mir. „Das, meine Liebe, ist ein umfassender Schutz vor allen etwaigen Geistern! Die Farbe Blau steht für den Schutzengel Michael und die Worte ergeben ein magisches Quadrat. Hier gegenüber der Tür hält es hoffentlich die Geister ab. Ich habe die halbe Nacht damit verbracht, nach einem Schutzzauber zu suchen. Wenn ich in Reginas Haus kommen würde, hätte ich in ihrem Buch nachsehen können. Aber so musste ich mich aufs Internet und meinen Instinkt verlassen. Die Sprache muss wohl katalanisch oder so sein. Es ist ein besonders magischer Spruch, den ich da gefunden habe.“ „Sieht sehr abenteuerlich aus. Trotzdem danke, dass du dir so viele Gedanken um mich machst. Wollen wir hoffen, es hilft.“ Mit einem Kuss auf ihre Wange bedankte ich mich herzlich. Sie war wirklich eine Seele von Mensch. „Wieso Gedanken um dich? Mir ist auch nicht wohl dabei, wenn hier Geister ihr Unwesen treiben. Das gestern hat mir gereicht.“ „Also doch auch ein wenig eigennützig, die Liebe!“, schoss es mir durch den Kopf. Eigentlich war ich mir sicher, dass die Zahl 513 an sich schon ein Schutzzauber war. Jetzt war ich mir damit nicht mehr so sicher. Irgendwann würde ich es hoffentlich genauer wissen. Kapitel 2 Unser erster Fall
Das Windspiel klingelte, und ein junges Mädchen betrat den Laden. „Darf ich mich umsehen?“ Zu mir gewandt, sahen mich zwei große unschuldige Augen an. Sie wirkte ein wenig hilflos auf mich. „Sehr gerne! Kann ich etwas für dich tun?“ Es fühlte sich immer noch seltsam an, dieses plötzliche Verlangen zu bedienen und zu helfen. Es erstaunte mich jedes Mal aufs Neue. Fast wie ein Zwang. „Ob der Laden doch verhext war?“ „Das hier ist eigentlich nicht so mein Ding. Könnten wir im Vertrauen reden – unter vier Augen?“ Diese junge Frau sprach mich an, und es schien ihr peinlich zu sein. So kam es mir jedenfalls vor. „Selbstverständlich. Moment!“ Zu Sabine sagte ich mit einem Augenzwinkern: „Würdest du mir bitte ein Glas Wasser bringen?“ Sabine lächelte nachsichtig und tat so, als ob sie verschwinden würde. In Wirklichkeit zog sie sich in Hörweite hinter den Vorhang des Nebenraums zurück und lauschte. „So, jetzt sind wir zwei alleine. Um was geht es denn, und wie kann ich dir helfen?“ Ich betrachtete das Mädchen. Sie schien...