Buch, Deutsch, Band 40, 136 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 244 mm, Gewicht: 267 g
Reihe: WerkstattGeschichte
Heft 40
Buch, Deutsch, Band 40, 136 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 244 mm, Gewicht: 267 g
Reihe: WerkstattGeschichte
ISBN: 978-3-89861-592-1
Verlag: Klartext
Zum einen lagen die Anfänge einer akteurszentrierten Geschichtsschreibung, die Erfahrung als zentrale Kategorie einführte, wie Adelheid von Saldern deutlich macht, im angloamerikanischen, und wir fügen hinzu, auch im französischen Forschungskontext. Ähnlich wie es Dong-Ki Lee und You Jae Lee für Korea beschreiben, waren es einzelne deutsche jüngere Historiker, die über Forschungsaufenthalte und Kontakte in England, USA und Frankreich als Mittler und ‚Übersetzer’ auftraten. Zum anderen aber entstehen offenbar in anderen Wissenschaftssystemen andere Gemengelagen, aus denen Alltagsgeschichte sich speist und entwickelt hat.
Adelheid von Saldern geht in ihrer tour d’horizon der Frage nach, warum sich die Vertreter der universitären Geschichtsschreibung gegenüber neuen Forschungsrichtungen in der Vergangenheit mit schärfster Kritik abgeschottet haben. Sie verweist auf die Bedeutung der transnationalen Kommunikation und Vernetzung, die dieser Abschottung entgegengewirkt haben und das auch noch tun. Sie plädiert für eine 'radikale Pluralität', gegen jeden Wissenschaftsimperialismus. Das bedeutet eine Absage an jede Eindeutigkeit. Alltagsgeschichte steht, so auch das Programm dieser Zeitschrift, für das Disparate, für das Assoziative und das Zulassen von Mehrdeutigkeiten in der Begriffsbildung.
Die Entscheidung, dieser deutschen Besichtigung der Alltagsgeschichte, Beiträge aus Korea und Polen, also aus höchst unterschiedlichen nationalen Kontexten gegenüberzustellen, mag verwundern. Noch mehr aber irritieren die Befunde der Autorinnen und Autoren. Gerade im fernen Land Korea ist offenbar eine passgenaue Entsprechung der deutschen Situation entstanden. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass durch die Transferleistungen von 'Schülern' von Repräsentanten sowohl der Alltags- wie der Sozialgeschichte auch der alte Streit exportiert wurde. Die speziellen deutsch-koreanischen Beziehungen und deren problematische Relation zum US-amerikanischen Einfluss konturiert eine spezifische Rezeption, die nur auf dem Hintergrund der Erfahrungen des Krieges und der Spaltung des Landes zu verstehen ist. Aus dieser Gemengelage von historischer Erfahrung und politischem Engagement entwickeln sich Forschungsfragen und -interessen, die der deutschen Situation sehr ähnlich sind. Nicht ohne Bedeutung scheint auch hier die Perspektive von Lee/Lee zu sein, die selber als koreanische Forscher in Deutschland berichten.
Mit Polen haben wir es ganz offensichtlich mit einer ganz anderen Entwicklungslinie zu tun: die Orientierung an der französischen Annales
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
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