Albich | Wiener Todesmelodie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Albich Wiener Todesmelodie

Kriminalroman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98707-052-5
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-98707-052-5
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein psychologischer Kriminalroman mit Wortwitz und Schmäh.
Wien, Resselpark, Samstagabend. Eben noch hat Bezirksinspektor Grohsman ein Klavierkonzert genossen, als er zum Salon Rettenbach zurückgerufen wird. Im Kofferraum der Pianistin befindet sich die Leiche ihres Freundes. Grohsman nimmt zusammen mit Kriminalpsychologin Nicky Witt die Ermittlungen auf. Mit jeder neuen Spur, die sie verfolgen, beginnt die glitzernde Wiener Kulturszene weiter zu bröckeln. Als dann ein mysteriöses Manuskript von Franz Liszt auftaucht, ergibt sich langsam ein erschütterndes Bild . . .

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Sonntag, 15. Oktober 1 »Hey, Onkel Fefi, das war eine echte Granate!« Grohsman nickte seinem Neffen zu. Lukas, sein Patenkind, mit zweitem Vornamen Felix. Seine Freunde nannten ihn Lucky, was wieder passte. Felix oder Lucky, beides bedeutete »der Glückliche«. Als der Bub klein gewesen war, hatte »Onkel Felix« eher nach »Fefi« geklungen. War ihm lange geblieben. Vor allem wenn sie miteinander Fußball spielten. Später war mit dem gemeinsamen Ballestern auch der Kosename verschwunden. Das »Schlafwagentempo vom Onkel« hatte den Buben gelangweilt. Und jetzt? Sechzehn war Lukas mittlerweile, ein Spargel, einen halben Kopf größer als Grohsman, bei halbem Gewicht. Zugegeben, in dem Alter war er ebenfalls ein Strich in der Landschaft gewesen. Nicht die einzige Ähnlichkeit. Die eisblauen Augen, die dunklen, welligen Haare – na gut, die von Grohsman waren mittlerweile silbrig. Zu seiner Überraschung hatte sich der Junge vor ein paar Wochen gemeldet, »Zoff mit der Mama«. Mit Emilia, Grohsmans Schwester, zwölf Jahre jünger als er. Und »weil der Papa immer zur Mama hält«, hatte Lukas ihn angerufen. Grohsman hatte ihn in den Eissalon eingeladen, wie früher. Hatte seinem Neffen einfach nur zugehört. Klar war es um die erste Freundin gegangen. »Es nervt, wenn die Mama ständig nach Semira fragt. Was ihre Eltern machen, wann ich sie ihnen endlich vorstelle …« Hatte Grohsman verstanden. Beide Seiten. »Du bist deinen Eltern wichtig. Wenn deine Semira ein anständiges Mädel ist, hast du doch nichts zu verbergen, oder? Erzähl ihnen halt ein bisserl von ihr, zeig ihnen ein Foto und mach ihnen klar, dass du sie selbst erst besser kennenlernen musst. Dann geben sie schon Ruh.« Grohsman hatte sich für diesen 08/15-Tipp geschämt, doch sein Neffe war ihm um den Hals gefallen. Mitten im Eissalon. Hatte sich wieder hingehockt und ernst genickt. »Bist echt der Beste, Onkel. Sag, können wir mal wieder ein paar Bälle schießen?« Ein Ball traf Grohsman am Kopf und brachte ihn wieder in die Gegenwart. »Sorry, Onkelchen. Hab nicht damit gerechnet, dass du plötzlich stehen bleibst!«, entschuldigte sich Lukas. Am Kopf getroffen werden. Wie der Tote von gestern. Gleich in der Früh hatte er mit den Damen Zauner telefoniert. Die Mutter hatte sich allen Ernstes aufgeregt, dass er sie am »heiligen Sonntag« störte. »Wissen Sie, mir kommt der Mord auch ungelegen. Unverschämtheit, am Samstag tot aufzutauchen«, hatte er zurückgeknurrt. Sie habe es nicht so gemeint, hatte Selma Zauner daraufhin gestammelt. Dorothea hatte verkatert geklungen. Verheult. »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er nimmer da ist«, hatte sie gemurmelt. Dann das Übliche. »Mariusz hat keine Feinde.« Irgendwen offenbar doch. »Er war ein Loner. Aber wenn er gespielt hat, waren keine Worte notwendig. Sein Liszt war überirdisch. Seinetwegen hab ich gestern die ›Trauergondeln‹ gespielt. Ich wollte wissen, was er von meiner Interpretation hält. Da hatte ich ja keine Ahnung …« Wieder war sie verstummt. Immerhin hatte sie die Telefonnummer von Mariusz’ Eltern. Und seine Wohnadresse. Wielandgasse 38. Zehnter Bezirk. Na, es gab elegantere Wohngegenden. »Spielst du jetzt endlich ab, oder schlägst du Wurzeln?«, zog ihn sein Neffe auf. »Ist ja gut. Ein alter Mann ist kein D-Zug!«, keuchte Grohsman. »Macht ihr bei der Kieberei, äh, ich mein, bei der Polizei kein Ausdauertraining oder so? Was passiert, wenn du einem Verbrecher hinterherlaufen musst?« »Dann spring ich ins Auto und wetze ihm nach.« »Über den Gehsteig und durch die Fußgängerzone?« »Na, was sonst? Wofür hab ich das Blaulicht?«, scherzte Grohsman. »Cool. Darf ich mal mitfahren?« »Das fragst du mich, seit du fünf bist. Die Antwort bleibt die gleiche: Nur wenn du etwas angestellt hast. Und dazu rate ich dir nicht.« »Na geh. Jetzt hörst du dich wie die Mama an. Immer schön brav bleiben.« Hatte Grohsman in seiner Jugend auch gehasst. Dieses Maßregeln mit dem erhobenen Zeigefinger. Man war doch nur einmal jung. Grau und vernünftig wurde man von selbst. »Sag mal, Onkelchen, du hast ja einen argen Kratzer am Arm. Seh ich jetzt erst. Wo kommt der denn her?« Grohsman rieb sich den Unterarm. »Hab gestern ein halb ersoffenes Kätzchen gefunden. Ich wollte ihm den Bauch abtrocknen.« Ein Pfauchen, ein Hieb mit der Pfote. Guter Reflex, hatte Magda später gemeint. Und angemerkt, dass die Katze ein Kater war. Sie hatte das Tier in die VetMed gebracht, wo sie arbeitete. Um acht Uhr in der Früh hatte sie angerufen, dass das Kätzchen außer Gefahr war. »Die Tierärztin hat mein mieses Gefühl bestätigt. Der Kater hatte Jutefäden an den Vorderpfoten, den hatte sicher jemand in einen Sack gesteckt, um ihn zu ertränken. Der kleine Kerl hat sich befreien und an Land retten können, ungefähr ein Dreivierteljahr ist er alt.« »Ich wollt immer eine Katze haben. Erlaubt die Mama nicht. Aber wer macht so was? Diesen Vollkoffer sollte man …« Lukas ballte die Faust. Grohsman seufzte. Dass seine Jacke hinüber war, kümmerte ihn wenig. Ein verschmerzbarer Verlust. Magdas Satz klang ihm in den Ohren. »Ohne Sally hätte der Kleine die Nacht nicht überlebt.« Nicht überlebt. Mariusz Lión. Gleich nach Dorothea hatte er die Eltern des Toten angerufen. Sie hatten ihn kaum verstanden, sprachen kein Deutsch und nur ein paar Brocken Englisch. »Your son, Mariusz … dead … morto …« Stille am anderen Ende der Leitung. Dann leise etwas, das wie »martwi« geklungen hatte, fragend. Die Mutter hatte das Wort wiederholt. Lauter und lauter, schließlich wie ein Schrei. Grohsman hatte im Computer nachgesehen. Tot – polnisch. Martwy. »Yes. Tak. Martwy. Sorry …« Ein Kreischen der Mutter, dann hatte der Vater tonlos gefragt: »Mariusz? On nie zyje?« Er hatte einen Wortschwall hinterhergesetzt. »I cannot understand you … wir telefonieren später … morgen …« Grohsman hatte im Computer nachgesehen. »Zadzwoni jutro … mit Dolmetscher … tlumacz.« Er hatte keine Ahnung, wie er die Worte aussprechen sollte. »Tak. Zadzwon do mnie jutro. Z tlumaczem.« Verschwommen hatte die Stimme vom Vater geklungen. Dann hatte er aufgelegt. Ohne Gruß und ohne auf Antwort zu warten. »Onkel Felix? Alles okay? Du bist so ernst – denkst du an den Kater?« »Ja. Nein. ’tschuldigung. Ich … Das war ein heftiger Tag gestern. Es hat einen Toten gegeben, und heute hab ich den Eltern mitteilen müssen, dass ihr vierundzwanzigjähriger Sohn tot ist.« »Scheiße.« »Kannst du laut sagen.« »Und wie? Also, woran?« »Keine Ahnung.« Grohsman hob den Ball auf und dribbelte ein paarmal. »Komm, spielen wir. Das bringt mich auf andere Gedanken.« Grohsman sah Emilia herbeieilen, seine kleine Schwester. Kamen ihre rot geränderten Augen von zu wenig Schlaf, oder hatte sie …? »Hallo, Bruderherz!« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Kann ich dich kurz sprechen? Allein?« Bevor er antworten konnte, stürmte Lukas zu ihnen. »Was darf ich nicht hören?«, fragte er bockig. »Dass ihr euch trennen wollt?« Er versetzte dem Ball einen heftigen Tritt. Grohsman starrte Emilia an. »Nein, so ist es nicht, Schatz«, stotterte sie. »Das haben wir doch gestern besprochen. Dein Papa fährt auf eine Tagung nach Hamburg. Für zwei Wochen. Er hat mich eingeladen mitzukommen. Jetzt wollte ich deinen Onkel fragen, ob du so lange bei ihm wohnen kannst. Damit du nicht allein bist. Deine Schule ist ja nicht weit weg von ihm.« Hatte Grohsman richtig gehört? Hamburg, zwei Wochen, Lukas bei ihm? Während er einen Mord aufzuklären hatte? Wie stellte sie sich das vor? »Emilia, das …« Da pflanzte sich Lukas vor ihm auf, mit scheuem Lächeln. »Onkel Felix, das wäre … episch. Bitte sag Ja. Ich bin auch ganz brav, versprochen!« Emilia zog Grohsman ein paar Meter weiter. »Felix, es stimmt, Egon und ich haben Schwierigkeiten. Er ist fremdgegangen. Ich wollte ihn verlassen, aber … man wirft eine Ehe doch nicht gleich weg. Ich glaube ihm, dass es bloß ein Ausrutscher war. Irgendwie müssen wir wieder zusammenfinden. Dafür brauchen wir Zeit für uns. Bitte hilf uns. Ich würde heute Nachmittag vorbeikommen, und in vierzehn Tagen hole ich Lukas wieder ab.« Hilflos hob Grohsman die Arme. »Das ist etwas kurzfristig … Außerdem kenn ich mich nicht aus mit Teenagern, und wir haben grad …« »Egon hat mich erst heute gefragt. Ich hab ihm vorgeworfen, dass er für zwei Wochen abhaut, da meinte er, ich soll doch mitkommen. Es klang so … hoffnungsvoll. Bitte, Felix …« Hastig wischte sich Emilia eine Träne von der Wange. Grohsman nahm sie wortlos in den Arm. Lukas kam zu ihnen. »Also, Windeln wechseln musst du nicht mehr, und essen kann ich auch schon alleine«, witzelte er. »Dein neuer Fall, das Mordopfer … du hast gesagt, der ist vierundzwanzig? Also nicht viel älter als ich. Vielleicht hilft es dir, mit einem Teenager zu quatschen.« Als ob sich Grohsman privat mit jemandem über einen Fall unterhalten würde. Na, mit Caro hatte er sich gelegentlich besprochen. Ein Sechzehnjähriger in seiner Junggesellenbude? Andererseits hatte er Lukas in den letzten Jahren vermisst. Mit ihm Zeit zu verbringen wäre pfundig. »Also schön. Versuchen wir es.« »Du bist...


Mina Albich ist Wienerin mit Leib und Seele. Aus der Reihe tanzen, sich in keine Schublade stecken lassen, könnte ihr Motto lauten. Ihre Vielseitigkeit spiegelt sich in ihren Ausbildungen wider, unter anderem Soziale Verhaltenswissenschaften, literarisches Schreiben, klassischer Gesang und Mentaltraining. Müsste sie ihre Hauptinteressen in drei Worte fassen, so wären dies Menschen, Sprache und Musik – am liebsten eine Verbindung aus allen dreien. So erklärt sich auch ihre Leidenschaft, in ihren Krimis Menschen psychologisch zu skizzieren und mit individuellen Sprachmelodien auszustatten.



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