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E-Book, Deutsch, 458 Seiten

Alberti MASCHINEN

Von der Romanreihe "Der Kampf ums Dasein"

E-Book, Deutsch, 458 Seiten

ISBN: 978-80-272-0825-8
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In seinem Buch 'MASCHINEN' erforscht Konrad Alberti die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Durch eine detaillierte Analyse von Technologie und künstlicher Intelligenz beleuchtet er die ethischen und sozialen Auswirkungen, die diese neuen Entwicklungen auf unsere Gesellschaft haben. Albertis literarischer Stil ist präzise und informativ, während er gleichzeitig eine fesselnde Erzählung liefert, die den Leser zum Nachdenken anregt. Mit seinem Werk positioniert sich Alberti deutlich im literarischen Diskurs über Technologie und Menschlichkeit und hebt sich durch seine tiefgreifende Analyse und seinen innovativen Ansatz hervor. Konrad Alberti ist ein renommierter Experte auf dem Gebiet der Technologie und Philosophie. Seine umfangreichen Studien und Forschungen haben ihn dazu befähigt, 'MASCHINEN' zu verfassen und zu einem Experten für die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz zu werden. Lesern, die sich für die Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft interessieren, wird dringend empfohlen, Albertis Werk zu lesen, das eine faszinierende Perspektive auf diese Themen bietet.
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II.
Inhaltsverzeichnis

Ottilie hatte sich ihren Wiedereintritt ins Vaterhaus doch anders vorgestellt. Den ersten Tag hätten Vater und Bruder ihr mindestens ganz widmen können! Sie verdienten ja wirklich Geld genug, um die geringen Verluste solchen Aussetzens zu verschmerzen! Nur auf einen Sprung kamen sie immer hinauf, zu flüchtigem Austausch einiger Scherze oder Fragen, einander ablösend und an die Erledigung der hängenden Tagesgeschäfte mahnend, auch nach der Entfernung des Fabrikinspektors: der Postabfertigung, der Lohnauszahlung. Ottilie fühlte sich beinah in ihre Kindheit zurückversetzt, wenn sie die geschenkte Düte mit Zuckerwerk sorgsam im Tiefgrund der Kommode versteckte und alle fünf Minuten wieder vorholte, gleichsam heimlich vor sich selbst, um eine der kleinen Süßigkeiten verstohlen zu verschlucken. Dennoch konnte sie nicht daran zweifeln, daß wenigstens bei dem Vater — Aribert war überhaupt nicht der Mensch tieferer Gemüthserregungen — die Freude über ihre Genesung und Rückkunft aufrichtig, wenn auch nicht ganz eigensuchtsfrei war. „Gottlob, daß du wieder hier bist, Mädel! Jetzt hat man doch wen, mit dem man sich 'mal aussprechen kann“, äußerte er sich. „Es war zum Sterben langweilig hier. Der Ari hat wenigstens seine Gesellschaft in Landeshut — aber ich habe Keinen, mit dem ich umgehen kann oder darf. Nichts hat man hier außer dem verwünschten Geschäft!“ Ottilie konnte sich recht gut in die Verlassenheit des Vaters hineinfühlen, der der einzige Reiche im ganzen Dorfe, der Brotherr und Gebieter fast aller Einwohner Niemanden Seinesgleichen in unmittelbarer Nähe fand und oft nicht einmal einen elenden Skat zu Stande brachte. Es mochte Stunden geben, da er an verschneiten Winterabenden einsam in seinem überhitzten Zimmer fror, als säße er draußen in der Eisluft des Fichtenkammes — da er das Gesinde beneidete, das sich mit lachenden Neckereien unten in dem gemüthlichen Dunst der Küche zusammendrängte. Er hatte keine Liebhaberei, der alte Vater, die ihm über müssige Stunden hinweghalf: Lesen, Studiren, Musiziren, Thiere züchten, Spielen, Jagd — Alles war ihm nur unersprießliche Zeitvergeudung, alle seine Gedanken kreisten nur um das Geschäft, um Verbilligung der Herstellungskosten, Vermehrung des Gewinnes. Poesie, Malerei, Kulturgeschichte, Musik — nichts davon erregte sein Interesse, Ausfahrten ermüdeten ihn; Bauen war noch das Einzige, was ihm lebhaftere Wallungen abgewann: aber davon war in der längsten Jahreszeit keine Rede. Ottilie wußte, daß ihr Vater sie liebte, weil er nichts Anderes außer ihr hatte, da Aribert seine eigenen Wege ging. Sie wußte, daß es keine Komödie war, wenn er sie immer wieder an sich drückte, und sie nach den kleinsten Einzelheiten ihres Aufenthalts im Süden fragte. Sie sollte erzählen, immerfort erzählen, und jäh unterbrach er sein eifriges Lauschen, um sie zu fragen, ob sie eine neue Gesellschafterin wolle, um die alte zu verwünschen, die sich in Nizza mit einem Italiener verlobt und Ottilie allein hatte nach Hause reisen lassen — um sie brüsk zu fragen, ob sie nun, ganz genesen, nicht ans Heirathen denke, und da sie lachte, schnell hinzuzusetzen: „Na, sei nur ruhig, mit Gottes Hilfe werde ich Dir schon eine gute Parthie aussuchen!“ Sie faßte ihn ans Kinn und sagte: „Laß doch Gott aus dem Spiel, Papchen! An den glaubst Du ja nicht mehr.“ Er warf den Kopf zurück. „Wer sagt Dir das? Vielleicht existirt er doch — warum soll ich ihm denn nicht die kleine Konzession machen, ihn von Zeit zu Zeit zu erwähnen? Vielleicht ist er's, der mir Dich gesund gemacht hat!“ „Papchen, um eins bitt' ich Dich. Ich bin jetzt gesund — sprechen wir nicht mehr so viel davon, daß ich's erst geworden bin.“ „Aber — aber! Kann ich mich nicht freuen, daß ich das viele Geld so gut angelegt habe?“ In dem Augenblick polterte Aribert herein. „Papa, unten ist heute der Teufel los. Die Bande macht die unglaublichsten Geschichten. Der Inspektor hat sie aufgehetzt, hat ihnen Flöhe in die Ohren gesetzt. Wenn der Kerl das nächste Mal kommt, schmeiß' ich ihn zum Thor 'naus. Aufreden brauchen wir uns die Leute nicht lassen, davon steht nichts in der Gewerbeordnung ... Sogar die Frauenzimmer werden frech. Die große Lina verführt einen Heidenskandal ...“ Segonda stieg das Blut in die Wangen, er stand vom Sofa auf und sagte: „Ich will doch selber nachsehen —“ „Geht's den Leuten immer noch so schlecht?“ fragte Ottilie. „Verdienen sie noch immer nicht mehr?“ „Mehr verdienen?“ rief Segonda. „Ach du lieber Gott, von Tag zu Tag gehts Geschäft fauler. Die Preise fallen und fallen — so viel können sie überhaupt nie wieder steigen. Nächstens werden die Leute auf ein Schock Leinewand noch einen Brillantschmuck gratis verlangen.“ Er stand schon an der Thür kam aber noch einmal zurück. „Apropos Tiele ... das hätte ich beinah vergessen Dir zu geben — da! Gratulation zur Genesung!“ Er holte ein Etui aus der Tasche und reichte es der Tochter. Sie öffnete: ein Ring mit einem herrlichen taubenblütigen Rubin leuchtete ihr entgegen. „Papchen —“ sie griff nach seiner Hand, er wehrte ab. „Schon gut. Wenn er Dir nur gefällt. An — komm!“ Drüben im Kontor war es lauter und lauter zugegangen. Der lange schmale Raum war durch einen Tischverschlag in zwei fast gleiche Hälften getheilt. Hinter der Barre befanden sich die Sitze und Pulte der Beamten. Die Zimmerwände, die Barre, die Pulte, die Drehschemel: Alles stand in derselben Farbe, einem verwaschenen, nüchternen, unsauberen Gelb, und auch die blutleeren Gesichter der hockenden Schreiber, die faltigen vergrämten Züge der Arbeiter, ihre mitgenommenen, jeder Mode spottenden Kleider stachen heller oder dunkler ins Gelb, in dem Farbenspiel einer kraftlosen, gleichgiltigen, passiven Armuth zusammenwirkend. Der Kassirer und zwei Buchhalter zählten Jedem auf abgescheuerten Holzbrettern die magren Groschen vor; immer in gleichen Trupps von sechzig Seelen wurden die Abzulohnenden hereingelassen, Männer und Weiber durcheinander, ein hinkender Lagerist mit struppigem Haar und schmutziger Wäsche hielt an der Thür Wacht, daß kein Ueberzähliger die Schwelle gewinne. Das Klappern der Silbe- rund Nickelstücke regte sich ununterbrochen, das metallische Geräusch des Zusammenraffens, ein vorsichtiges Scharren der Füße, halbverschluckte Seufzer, zur Erde niedergebrummte, abgebrochene Sätze, dazwischen Namensaufrufe und das Umblättern großer Folioseiten und die schweren Tritte Ariberts, der mit langen Schritten und vorgestrecktem Kopfe ganz hinten an dem Fenster entlang stelzte. Der alte Gabitz humpelte eben herein, um den Lohn für seinen des Vormittags verunglückten Jungen und seine noch minderjährige Tochter Gretel in Empfang zu nehmen. Er betrachtete das schmale Silberhäufchen, das der Kassierer vor ihn hinlegte, einige Sekunden lang stumm, schob es dann zurück und sagte langsam und leise: „Doas — stiemmt — niech.“ „Natürlich stimmt's!“ erwiderte der Kassierer kurz. „Der halbe Tag heut wird dem Jungen abgerechnet.“ „Doas — stiemmt — niech!“ wiederholte der Alte, die unförmige Rechte schüttelnd. „Halten Sie mich hier nicht auf, wir haben keine Zeit. Einwände gegen die Lohnberechnung sind Montags vorzubringen. Marsch, marsch!“ Der Alte rührte sich nicht von der Stelle. „Ich verlange Entschädigung für den Jungen!“ sagte er, sich zur Entschiedenheit zwingend. „Sie sind wolltälsch?“ polterte ihn der Kassierer an, puterroth im Gesicht. Aribert schoß hinzu. „Was ist denn da für'n Radau? Gleich Ohren abschneiden! Wie?“ Voll Empörung theilte der Kassierer die Aeußerung des alten Gabitz mit. Aribert schlug eine laute Lache auf. „Wohl'n bischen blödsinnig — wie? Erst lauft Ihr Einem das Haus ein und bettelt wie die Hunde, daß man Eure Kinder auch was verdienen lassen soll — schließlich läßt man sich weich flennen, macht sich die größten Unannehmlichkeiten: und hinterher habt Ihr das große Maul. Solche Würschte werden hier nich angeschnitten. Wer den Vortheil hat, muß auch den Schaden tragen. Könnt uns ja verklagen — wißt ja, was dabei heraus kommt.“ Der Alte zitterte und wurde leichenblaß bei dieser Anspielung. Vor sechs Jahren war ihm die Rechte zwischen die Riemen einer Transmission gekommen und zerquetscht worden. Segonda hatte Entschädigung abgelehnt und eigenes Verschulden des Alten vorgeschützt. Die gerichtliche Klage war zurückgewiesen worden, weil der Werkmeister im Sinne des Brotherrn schwor und Gabitz zu arm war, seine Sache einem guten Rechtsanwalt anzuvertrauen. Aribert hatte sich umgedreht und war wieder zum Fenster gestelzt. „Ich — möchte den Herrn Paron sprechen —“ sagte der Alte schüchtern. „Ist heute nicht zu sprechen,“ stieß der Kassierer kurz hervor. „Wollen Sie nu nehmen oder nicht?“ Er streckte die Hand aus, um das Geld von der Zahltafel zurückzuziehen. In dem Alten stieg es mächtig auf, er zitterte am ganzen Leibe, die bebende Linke ballte sich, mit verglasten Augen starrte er auf das Zahlbrett. Zwei große Thränen stürzten ihm hervor, die Finger lösten sich aus ihrem Krampf, langsam strich er mit dem Stumpf das Geld zusammen und schwankte wie betrunken davon. Gretel, die einige Schritte entfernt, an die Wand gedrückt gestanden, ein schmächtiges, blutleeres, kleines Ding, das nach vierzehn, nicht nach siebzehn aussah, trat zu ihm und legte ihren Arm um seine Schultern. Gleichzeitig trat jener junge Bursche an den Zahltisch heran, der bis dahin sich in gedämpftem Ton mit ihr...


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