Mit seinen «bricolages» nun legt mein Nachbar Hartmut eine Werkschau vor, seine Werkschau als Autor (und Verleger) experimenteller Literatur. 70 konzeptuelle Texte und Objekte sind erfasst, Arbeiten, die völlig autonom oder auch in kollaborativen Prozessen entstanden sind. Darunter be-finden sich etliche, die noch nicht publiziert wurden. Sämtliche Werke sind nach einheitlichem Katalogisierungsschema erfasst und mit einer Objektnummer versehen: Nebst selbstverständlichen Referenzen wie Titel und Untertitel stehen hier Angaben zur eingesetzten Zeichenart, zum Materialursprung, zu literarischen und künstlerischen Techniken, zum Medium. Ausserdem sind die Objekte mit freien Stichworten versehen und nach der bibliotheksrelevanten Gemeinsamen Normdatei verschlagwortet. Dies alles mag vorerst wenig poetisch klingen. Und ja, ich habe auf eine gewisse Ordnungsverliebtheit meines Nachbarn Hartmut bereits hingewiesen. Aber eben, diese Verliebtheit in Nomenklaturen und Systematiken ist eben gleichzeitig auch Ausgangsmaterial, Metho-de und Denkanstoss für weitere künstlerische Zugriffe, die hier erprobt werden. Die Zuweisungensind denn auch vor allem angenommene Zugehörigkeiten, angenommen in heuristischem und generell imaginativem Sinn. Was zum Beispiel käme dabei heraus, wenn an verschiedene Mietsparteien eines Hauses übertragene Zeitfenster zur Benutzung der gemeinsamen Waschmaschine mehr wären als Indikatoren einer Organisation einer Haushaltszeit? Was, wenn ein entsprechender Kalender mit Reservierungen eine Geschcihte erzählte?
aus dem Nachwort von Stefan Humbel
Abendschein / Humbel
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Zielgruppe
Sprachwissenschaftler, Literaturinteressierte,
Weitere Infos & Material
Abendschein, Hartmut
Hartmut Abendschein (* 7. Oktober 1969 in Schwäbisch Hall) ist ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Herausgeber und Verleger.
Humbel, Stefan
Stefan Humbel (*1978) hat in Bern und Berlin deutsche Literatur und Philosophie studiert und im Rahmen eines Editionsprojekts seine Doktorarbeit zu Öffentlichkeitskonzepten in populärer Literatur geschrieben. Seit 2006 arbeitet er an der Hochschule der Künste Bern; er unterrichtet im Bachelor in literarischem Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut und leitet zusammen mit Arno Renken den Schwerpunkt literarisches Schreiben und Übersetzen im Master CAP. In seinen Kursen und Arbeiten fragt er etwa danach, was mit Texten ist, mit denen er nichts anfangen kann, weil er nicht an sie ran kommt, oder wie er als Leser schöne Probleme schafft.
Nebst seiner Arbeit an der HKB ist er für Programmation und Öffentlichkeitsarbeit in der Berner Kinemathek Lichtspiel verantwortlich und dort auch als Filmvorführer tätig. Und er ist Vater von Almina.